Die Wächterinnen von New York von N. K. Jemisin

Die Wächterinnen von New York
N. K. Jemisin lässt in „Die Wächterinnen von New York“ Städte zum Leben erwachen. Foto: Jörn Käsebier

Große Städte sind einzigartig voller pulsierendem Leben. So auch New York City. Als der Avatar der Stadt erwacht, werden auch die Wächterinnen von New York aktiv. Sie sind so verschiedenen wie die großen Stadtbezirke der nordamerikanischen Metropole: Manhattan, Brooklyn, Bronx, Queens und Staten Island. Und sie müssen schnell zusammenfinden. Denn ein mächtiger Feind möchte verhindern, dass New York in dieser Form überlebt.

N. K. Jemisin nimmt Lovecraft auseinander

Anders als in „Die große Stille“ hat N. K. Jemisin in ihrem neuesten Werk nicht eine eigene Welt entworfen, sondern orientiert sich für ihre fiktive Geschichte an einer realen Vorlage. Herausgekommen ist eine Hommage an ihre zweite Heimat New York. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine reine Liebeserklärung: „Ich hasse diese Stadt“, sagt Bronca (die Bronx) zu ihrer Freundin Veneza, die aus New Jersey kommt. Diese antwortet, dass alle New Yorkerinnen dies ständig sagen, dann aber doch bleiben würden. Nach besonderen Erlebnissen liebten die Bewohner ihre Stadt zudem wieder. „Ich steig jeden Tag in die U-Bahn, um nach Hause zu fahren, und manchmal schau ich mich um und sehe all diese Menschen, wie sie leuchten. Erfüllt von der Schönheit dieser Stadt.“

„Die Wächterinnen von New York“ dreht sich aber nicht nur um die reale Stadt, sondern enthält auch phantastische Elemente, wie die magischen Fähigkeiten der Bezirksavatare. Genremäßig lässt sich das Buch zwischen Urban-Fantasy und Horror einordnen. So lassen die Tentakel des Feindes, der die neugeborene Stadt attackiert, an H. P. Lovecraft denken, noch ehe sein Name genannt wird. Es war Jemisin nach eigenen Angaben sehr wichtig, sich mit Lovecraft und seinem Rassismus auseinanderzusetzen, der eng mit seinem Werk verknüpft ist. Und es ist natürlich kein Zufall, dass eine Frau in Weiß den Feind verkörpert und dass die Wächterinnen kulturell so divers sind wie die Stadt und ihre Bewohner.

Bedrohungen für Metropolen

Rassismus ist aber nicht das einzige Thema dieses starken Romans. Jemisin thematisiert auch das, was viele Menschen in Metropolen dieser Welt beschäftigt: Gentrifizierung und soziale Segregation zwischen Arm und Reich, steigende Immobilienpreise sowie Mieten und Verdrängung von individuellen Läden durch Ketten. Diese Probleme schildert sie am Beispiel New Yorks, doch lassen sich auch auf andere Großstädte übertragen. Hinzu kommt auch die koloniale Vergangenheit.

Die Figuren werden nicht so gleichwertig behandelt wie die Bedeutung der Stadtbezirke es für die Geschichte verlangen würde. Brooklyn und der Bronx gehören die Sympathien der Autorin. Manhattan spielt auch eine wichtige Rolle, ebenso Staten Island als Fremdkörper. Queens bleibt nach der Einführung in die Handlung etwas blass. Das ist allerdings nur ein kleiner Kritikpunkt, an diesem insgesamt gut konstruierten und erzählten Buch.

Die Wächterinnen von New York vor weiteren Herausforderungen

Die Wächterinnen von New York
N. K. Jemisin: Die Wächterinnen von New York

Für alle, denen es gefallen hat, gibt es eine gute Nachricht: N. K. Jemisin ist noch nicht fertig mit den lebendigen Metropolen. „The Great Cities“ soll eine Dilogie werden. Band 2 trägt den Titel „The World We Make“ und ist im Original bereits vorbestellbar. Die deutsche Übersetzung wird voraussichtlich im Frühjahr 2023 herauskommen.

„Die Wächterinnen von New York“ von N. K. Jemisin ist bei Tropen erschienen. Die gebundene Ausgabe geht über 544 Seiten und kostet 25 Euro. Für das E-Book werden regulär 19,99 Euro fällig. Die Übersetzung stammt von Benjamin Mildner.

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