H. G. Parry: Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep

H. G. Parry Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep von H. G. Parry beginnt mit einem Telefonanruf. Foto: Jörn Käsebier

Hilferufe seines Bruders Charley ist Rob Sutherland gewohnt. Denn dieser kann literarische Figuren beschwören, sodass sie in die reale Welt treten. So sollte die unglaubliche Flucht des Uriah Heep, dem Bösewicht aus „David Copperfield“, auch rasch zu beenden sein. Doch irgendetwas ist dieses Mal anders. Charley scheint nicht der einzige Beschwörer zu sein, denn Uriah Heep taucht unerwarteterweise wieder auf.

Hannah Gabrielle (H. G.) Parry hat mit „Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep“ ihren Debütroman vorgelegt. Und wie es so mit Debüts ist, sind sie oft näher dran am Leben des Autors als spätere Werke. So hat Parry Englische Literatur studiert wie Charley. Sie lebt zudem in Wellington, der neuseeländischen Stadt, in der auch der Roman spielt. Dort wohnt dann auch noch ihre Schwester, so dass wir eine ähnliche Kombination haben wie im Roman, in dem zwei Brüder im Mittelpunkt stehen.

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep in der Theorie

Zuviel hineininterpretieren sollte man da natürlich nicht. Damit spielen aber schon. Denn genau das macht die Autorin selbst. In „Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep“ spielt sie mit den Möglichkeiten und Methoden der Literaturwissenschaft. Das führt zu einer schwierigen Balance zwischen literaturtheoretischen Erörterungen und actiongetriebenen Elementen.

Für die Entwicklung ihrer Hauptfiguren Rob (als Ich-Erzähler) und Charley nimmt sich die Autorin viel Zeit. Leider drückt sie auch manches Mal auf das Erzähltempo. Dadurch zieht sich die Handlung in der Mitte ziemlich. Ein wenig Straffung und Mut zur Lücke hätte dem Buch gut getan. Dennoch ist Parry insgesamt ein originelles Debüt geglückt, das es in einem Literaturbetrieb mit Schubladendenken jedoch schwer haben dürfte.

Vorbilder von H. G. Parry

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep von H G Parry

H. G. Parry: Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep

Im Nachwort dankt Parry ihren literarischen Vorbildern. Dabei fehlt interessanterweise ein Name: Jonathan Carroll. Schon 40 Jahre vor der Neuseeländerin erweckte der US-Amerikaner literarische Figuren zum Leben. Die alten Ausgaben sind längst vergriffen, doch im März 2021 legt Heyne „Das Land des Lachens“, einen Klassiker des magischen Realismus in der Literatur, zum Glück neu auf. Auch dies war ein Debüt, als es erstmalig erschien. Von Parry gibt es im Original bereits ein zweites Werk. „A Declaration of the Rights of Magicians“ heißt es und spielt während des 18. Jahrhunderts.

„Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep“ von H. G. Parry ist bei Heyne erschienen. Die Paperback-Ausgabe geht über 608 Seiten und kostet 14,99 Euro. Für das E-Book werden 11,99 Euro fällig. Die Übersetzung stammt von Michael Pfingstl.

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