Am Fluss der Sterne von Guy Gavriel Kay

Guy Gavriel Kay: Am Fluss der Sterne

Guy Gavriel Kay: Am Fluss der Sterne

Hinter dem Titel „Am Fluss der Sterne“ steckt ein Lied, das aus der Feder von Lin Shan stammt. Dass eine Frau Lieder und Gedichte schreibt, ist im Kitai der Zwölften Dynastie die Ausnahme. Ren Daiyan entspricht ebenfalls nicht der Regel. Obwohl gebildet und für eine Beamtenlaufbahn vorbereitet, träumt er von militärischer Größe. Das Schwert und Daiyans Lieblingswaffe, der Bogen, gelten jedoch in Kitai nicht viel. Seit einer Rebellion begegnet das offizielle Kaiserreich dem Militär mit Misstrauen – und leistet daher den Steppenvölkern des Nordens lieber Tribut als Krieg zu führen. Doch das ändert sich, als es auch im Norden zu einem Aufstand kommt …

Kitai am Fluss der Sterne

„Am Fluss der Sterne“ ist das zweite Fantasy-Buch, das Guy Gavriel Kay in Kitai spielen lässt. Dennoch handelt es sich nicht um eine direkte Fortsetzung von „Im Schatten des Himmels“. Vielmehr spielt die Geschichte mehr als 300 Jahre später. Der Handlung zu folgen ist daher ohne Vorkenntnisse möglich. In „Am Fluss der Sterne“ gibt es jedoch mehrere Anspielungen auf den Vorgänger und kleine Verweise. So sind Shen Tai, SimaZian und die anderen Figuren in Kitai inzwischen zu Legenden geworden. Wer den lesenswerten ersten Band kennt, wird die Anspielungen einordnen können und zu schätzen wissen.

Kitai ist in „Am Fluss der Sterne“ ein Reich im Niedergang. Historisches Vorbild ist die Zeit der Song-Dynastie im 12. Jahrhundert., kurz vor und nach dem Fall Kaifengs, der damaligen Hauptstadt. Kay gelingt es großartig, die Stimmungen im Reich einzufangen: Da sind die, die die Macht des Reiches überschätzen und von vergangener Größe träumen, die, die die Macht des Reiches unterschätzen und es auf diese Weise dem Untergang näher bringen, und da sind die Realpolitiker, wie man heute sagen würde, deren Einfluss aber nicht sehr weit reicht. Es geht aber bei weitem nicht nur um Politik, sondern um Kultur, Philosophie und Religion (wenn auch in geringem Maße).

Guy Gavriel Kay – Meister der Figurenzeichnung

Getragen wird die Handlung von glaubwürdigen Figuren, die sehr menschlich in ihren Gedanken, Gefühlen und Handlungen sind. Superhelden mit magischen Kräften sucht man in diesem Fantasy-Buch vergebens. Auch wer durch Kenntnis der historischen Ereignisse das Ende absehen kann, leidet dennoch mit den Figuren mit. Zu Ren Daiyan und Lin Shan kommen verschiedene dazu, die mal nur eine kleine und mal eine größere Rolle in der Handlung spielen. Das Mythische, Phantastische ist im Buch ähnlich reduziert wie im Vorgänger.

Mit „Am Fluss der Sterne“ endet zumindest vorläufig der Ausflug in chinesische Settings bei Guy Gavriel Kay. Zuletzt erschien von dem kanadischen Fantasy-Autor „Children of Earth and Sky“, angelehnt an das Kroatien des 16. Jahrhunderts. Ob es das Buch in die deutsche Übersetzung schafft, ist noch nicht klar. Man kann nur hoffen, dass Kay hierzulande seine Leserschaft findet und sein neuer deutscher Verlag weitere Bücher von ihm herausbringt.

„Am Fluss der Sterne“ von Guy Gavriel Kay ist bei Fischer Tor erschienen. Die Klappenbroschur-Ausgabe geht über 720 Seiten und kostet 16,99 Euro. Die Übersetzung stammt von Ulrike Brauns.

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