Seraph 2012 auf der Leipziger Buchmesse verliehen

Am Sonntag ist die Leipziger Buchmesse zu Ende gegangen – 163.500 Besucher kamen an den vier Tagen nach Leipzig. Aus Sicht der phantastischen Literatur ging es in diesem Jahr nicht nur um Lesungen, Diskussionen um E-Books und die Umstellung der Spiegel-Bestsellerliste. Erstmalig wurde von der Phantastischen Akademie der Seraph verliehen. Für das beste Debüt erhielt Nina Maria Marewski den mit 2000 Euro dotierten Förderpreis; der Jury hatte ihr „Die Moldau im Schrank“ am besten gefallen.  Christian von Aster wurde für „Der letzte Schattenschnitzer“ in der Kategorie bestes Buch geehrt. Im Interview verrät Oliver Graute, 1. Vorsitzender der Phantastischen Akademie, warum der Preis, symbolisiert durch eine sechsflügelige, schwarze Engelsstatue, ins Leben gerufen wurde.

Poträt von Oliver Graute

Oliver Graute, 1. Vorsitzender der Phantastischen Akademie

Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar, Deutscher Phantastikpreis: Es gibt bereits mehrere Phantastikpreise in Deutschland. Warum war es Ihnen wichtig, den Seraph noch einzuführen?

Oliver Graute: Beide genannten Preise konnten im Grunde nicht das erreichen, was der Phantastischen Akademie am Herzen liegt. Aufmerksamkeit im positiven Sinne, oder besser gesagt, überhaupt Aufmerksamkeit, zu erzielen. Wetzlar und DPP sind eine gute Sache, und wir wollen uns nicht als Konkurrenz verstehen. Sie vernachlässigen aber einen wichtigen Aspekt und die damit verbundene Frage: Wem nützt ein Preis, von dem keiner etwas weiß?  Der Seraph will unter anderem positive und professionelle Pressearbeit leisten, und dem Genre zu einem neuen Selbstbewusstsein verhelfen.

Warum benötigt die Phantastik denn neues Selbstbewusstsein?

Graute: Von vielen Menschen wird sie aus Unwissenheit gering geschätzt. Sie hören Fantasy und assoziieren gleich Elfen, Feen, Drachen und Trolle und glauben, das war es. Aber das Fantasy nur einen Bruchteil des Phantastik-Genres abbildet, ist den Meisten nicht bewusst. Genauso wenig, wie der Umstand, dass auch innerhalb der High-Fantasy à la Tolkien nicht nur Einheitsbrei herrscht, sondern hervorragende Autoren anspruchsvolle oder doch zumindest unterhaltsame Literatur schaffen.

In der Jury sitzen viele Verlagsvertreter. Wie wird verhindert, dass der Preis einfach nur reihum geht?

Graute: Wie die erste Preisverleihung zeigt, ist das „Beste Debüt“ an den Bilgerverlag, einen Schweizer Kleinverlag gegangen, von denen niemand in der Jury saß, und auch im Entscheid um das „Beste Buch“ hat eher ein Outlaw gewonnen. Dieses Ergebnis spricht sicherlich für sich selbst. Unsere Jury ist zu groß und zu breit gefächert, als dass es einen Einfluss hätte, was ein Einzelner vielleicht erreichen wollen würde. Darüber hinaus bleibt die Jury nicht in jedem Jahr gleich, sondern es wird immer neuen Wind geben.

Phantastik-Preis Seraph

Erstmalig auf der Leipziger Buchmesse verliehen: der Seraph

Wie weit ist die Phantastik Akademie in Ihrer Mission nach der ersten Verleihung gekommen? Wie zufrieden waren Sie mit dem Medienecho?

Graute: Man kann immer sagen, es könnte besser sein, aber wir sind wirklich zufrieden mit unserem Ergebnis. Wir wollten viel und haben mehr als das erwartbare bekommen. Einen großen Artikel im Berliner Tagesspiegel, einer der wichtigsten Tageszeitungen Deutschlands. Berichterstattungen auf allen wichtigen Buchrelevanten Internet-Plattformen wie Börsenblatt.net, Buchmarkt, Buchmesse-Homepage und so weiter. Viel Interesse von Bloggern, Foren und auch Lokalen Szene-Plattformen rund um Leipzig und Berlin.

Was wollen Sie für den Seraph 2013 anders machen?

Graute: Es gibt Vieles, was noch besser werden kann, aber im Grunde wollen wir vor allem noch mehr machen. Dazu gehört noch mehr Presse, aber auch Seminararbeit mit Autoren und Nachwuchsautoren. Die Weichen sind bereits gestellt.