Stefan Bachmann im Interview – über Die Seltsamen, Steampunk und jugendliche Helden

Stefan Bachmann wurde 1993 in Colorado geboren, zog aber schon bald danach in die Schweiz. Dennoch fühlt er sich mehr als Amerikaner denn als Schweizer, ist Englisch seine Muttersprache und die hat ihn die Anglo-Amerikanische Literatur geprägt. Auf der Leipziger Buchmesse 2014 sprach er über seinen bei Diogenes erschienenen Roman „Die Seltsamen„, seine Vorliebe für Steampunk und jugendliche Helden.

Stefan Bachmann auf der Leipziger Buchmesse 2014 (Foto: Jörn Käsebier)

Stefan Bachmann auf der Leipziger Buchmesse 2014 (Foto: Jörn Käsebier)

Herr Bachmann, Sie haben sich für eine Steampunk-Welt entschieden, die im England des Viktorianischen Zeitalters angesiedelt ist. Welche Elemente spielen noch eine Rolle?

Stefan Bachmann: Ich wollte ein Buch schreiben, das alle Elemente enthält, die ich mag. Dazu gehören Folklore, Fantasy, Steampunk und Viktorianisches Zeitalter. Ich denke, dass es wichtig ist, dass ein Autor darüber schreibt, was ihn interessiert. Ich hoffe, es ist nicht zu viel für ein Buch geworden.

Die beiden Hauptfiguren, Bartholomew und Arthur sind keine typischen Helden. Was war Ihre Idee dabei, einen Erwachsenen und einen Jugendlichen in den Mittelpunkt zu stellen?

Die Konstellation war anfangs ein Problem, denn in Amerika ist es ungewöhnlich, einen Erwachsenen zum Helden eines Jugendbuches zu machen. Doch wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass Arthur Jelliby sich nicht sehr erwachsen benimmt. Er muss erst lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ich denke aber, auch jüngere Leser können seine Handlungen mit der Zeit nachvollziehen. Beiden Helden gemein ist, dass sie aus ihrer Komfortzone gerissen werden und ihre sichere Umgebung verlassen müssen, um Großes zu bewirken. Das ist für mich der Kern des Buches.

Sie sagten bereits, Sie mögen Steampunk und das Viktorianische Zeitalter. Ist das der Grund, weshalb die Geschichte in England spielt?

Es ist fast schon klischeehaft, einen Steam-Punk-Roman in England spielen zu lassen und natürlich wäre es cool, die Handlung im Norwegen oder Japan des 19. Jahrhunderts anzusiedeln. Doch ich wurde mit der Literatur des Viktorianischen Zeitalters großgezogen und bin von diesem Stil geprägt.

Mit welchem Alter haben Sie begonnen zu schreiben?

Ich habe mit sechs oder sieben angefangen Wörter aufzukritzeln, doch handelte es sich dabei nicht um wirkliche Geschichten. Mit elf oder zwölf änderte sich das. Da begann ich mit den ersten Geschichten, die ich immer weiter aufpolierte.

Sie studieren Musik. Was ist wichtiger für Sie, Musik oder Literatur?

Schwer zu sagen. Für beides benötigt man sehr viel Zeit. Ich kann nicht sagen, was in zehn Jahren im Vordergrund stehen wird. Derzeit versuche ich zu machen, was ich kann. Doch das Studium mit Lesereisen zu vereinbaren, ist nicht leicht. Ich könnte aber weder die Musik noch die Literatur aufgeben.

Vom Berufswunsch, Filmmusikkomponist zu werden, haben Sie sich demnach noch nicht verabschiedet …

Ja, das fände ich immer noch toll. Ich möchte aber eben nicht mit dem Schreiben aufhören. Es müssen ja keine Bücher sein, schließlich gibt es auch andere Wege, Geschichten zu erzählen.

Sie haben selbst die Musik zum Buchtrailer geschrieben. Wie sind Sie da vorgegangen?

Oh, das liegt schon eine Weile zurück. Man hat mir den Film geschickt und ich habe mich daran orientiert, versucht, es dramatisch klingen zu lassen. Dafür habe ich mich an Stilmitteln der Filmmusik orientiert, die Musik geschrieben und mithilfe eines E-Orchesters umgesetzt.

Sie haben „Die Seltsamen“ Ihrer Mutter und Ihrer Schwester gewidmet. Wie wichtig ist die familiäre Unterstützung für einen Autor?

Sie ist wichtig. Als Autor braucht man das Feedback von Menschen, die einem auch mal sagen, dass eine Passage schlecht geschrieben ist. Das müssen aber keine Familienmitglieder sein, die das machen. Wichtig ist auch die Ermunterung, die man besonders als junger Autor benötigt um weiter zu machen. Bei Eltern ist vor allem die generelle Unterstützung wichtig, denn ohne sie, fangen viele gar nicht erst an, an einem Projekt zu arbeiten. Ich bekam die Hilfe und Ermunterung. Das hilft sehr.

„Die Seltsamen“ werden im Herbst fortgesetzt. Ist das der letzte Band oder kommen noch weitere?

Nein, das wird der Abschluss der Geschichte. Es wird keine siebenbändige Reihe geben. Ich schreibe bereits an anderen Geschichten.

Wird es ein weiteres Fantasy-Buch?

Ich kann noch nicht viel sagen, doch es wird nicht so phantastisch wie die beiden ersten Bücher. Ich möchte eines Tages auch mal weg von der Fantasy, um andere Genres auszuprobieren – auch wenn ich selbst sehr gern Fantasy lese. Außerdem will ich lernen, eine Fantasy-Geschichte so zu schreiben, dass sie real wirkt. Denn man kann in diesem Genre genauso viel zeigen, wie in allen anderen.

Jahr der Überraschungen beim Deutschen Phantastik Preis (DPP 2013)

Es hatte sich bereits nach der Vorrunde abgezeichnet: Beim Deutschen Phantastik Preis gab es in diesem Jahr einige Überraschungen. So hatte der Verzicht auf eine Vorauswahl dazu geführt, dass einige Dauersieger wie Markus Heitz gar nicht erst nominiert wurden und Newcomer eine besser Chance bekamen. Und so durften sich Gestern in Dreieich zwei Autorenpaare über eine erstmalige Auszeichnung freuen: Judith und Christian Vogt erhielt den DPP 2013 für „Die zerbrochene Puppe“ in der Kategorie „Bester deutschsprachiger Roman“ und Tom und Stephan Orgel durften sich als T.S. Orgel über die Auszeichnung für das „Beste deutschsprachige Romandebüt“ freuen. Sie erhielten für „Orks vs. Zwerge“ die meisten Stimmen.

George R.R. Martin schlägt Pat Rothfuss

In der Kategorie „Bester internationaler Roman“ gewann Altmeister George R.R. Martin mit „Lied von Eis und Feuer 9/10“ vor dem Auftsteiger der vergangenen Jahre, Patrick Rothfuss („Die Furcht des Weisen 2“), dessen Name überhaupt nur auf der Liste stehen konnte, weil sein auf zwei Bände aufgeteilter Roman zugleich auf zwei Erscheinungsjahre aufgeteilt worden war. Jasper Fjorde schaffte einen guten dritten Platz.

Eine Niederlage musste Abo-Sieger Perry Rhodan hinnehmen – als beste Serie erhielt „Das Schwarze Auge“ den DPP 2013. Self-Publisher Horus W. Odenthal kam hier, wie bereits in der Kategorie „Bestes deutschsprachiges Romandebüt“, immerhin auf den dritten Platz. Bei der besten Internetseite hatte es zwar in der Vorrunde Überraschungen gegeben, am Ende setzte sich aber mal wieder die Phantastik-Couch durch und die Bibliotheka Phantastika behielt das Abo auf den zweiten Platz.

Steampunk-Werk gewinnt Deutschen Phantastik-Preis

Als bestes Sachbuch zur Phantastik wurde „Steampunk – kurz und geek“ ausgezeichnet. Alex Jahnke und Marcus Rauchfuß zeichnen dafür verantwortlich. Für seine Kurzgeschichte „Automat“ erhielt Bernd Perplies den DPP 2013, zur besten Anthologie kürten die Leser „Wenn das die Grimms wüssten“, herausgegeben von Peter Hellinger. Arndt Drechsler darf sich als bester Grafiker fühlen.

Erstmals seit 1999 gab es beim Deutschen Phantastik-Preis auch wieder einen Ehrenpreis. Die Redaktion der veranstaltenden Phantastik-News ehrte auf der Buchmesse-Con Ralf Boldt und Wolfgang Jeschke für die Herausgabe der Anthologie „Die Stille nach dem Ton“. Die komplette Liste mit Gewinnern und Platzierungen steht auf Phantastik-News.

Piper-Fantasy im Frühjahr 2012

Der Winter naht – Zeit, einen ersten Blick auf das Frühjahr zu werfen. Piper hat mit der Vorschau-Schau begonnen und kündigt für das Frühjahr 2012 in der Fantasy so manchen Bekannten mit neuen Stoffen an, aber auch neue Autoren.

Piper-Fantasy: Vorschau Frühjahr 2012

Ende Februar erscheint der zweite Steampunk-Roman von George Mann. „Osiris Ritual“ ist der zweite große Fall für Newbury und Hobbes nach „Affinity Bridge“. Dieses Mal steht ein Zauberer im viktorianischen London im Mittelpunkt der Ermittlungen.

Von Orks-Autor Michael Peinkofer erscheint der erste Roman der neuen Splitterwelten-Trilogie. In „Zeichen“ sind die Menschen nicht die alleinige Rasse, auch Animale und Chimären spielen eine Rolle in dem Mitte März erscheinenden Buch. Einen Monat später lässt Tobias O. Meißner die „Barbarendämmerung“ aufziehen. Darin tut ein Barbar, was ein Barbar tun muss: Er plündert, brandschatzt und verwüstet.

Ari Marmell bekommt bei Piper eine zweite Heimat. Nachdem seine Bücher „Der Dämon des Kriegers“ und „Die Tochter des Kriegers“ bei Blanvalet erschienen sind, bringt die Konkurrenz  „Die Horde“ auf den deutschen Markt (16. April). Marmell liebt Fantasy-Rollenspiele mit bekannten Fantasy-Völkern, daher bilden Orks, Trolle und Kobolde die Horde, die vom Leichenkönig Morthûl angeführt wird. Ihm entgegen stellt sich der Elfenmagier Ananias.

Wiedersehen mit Alexey Pehov

Piper bleibt im Frühjahr 2012 aber auch der russischen Fantasy treu. Nachdem die „Chroniken von Siala“ von Alexey Pehov erfolgreich genug waren, betätigt sich der Russe als Chronist von Hara. „Wind“ ist der Titel des Auftakt-Bandes, der Mitte April erscheint. Erneut spielen Nekromanten eine Rolle, die Hauptrolle fällt dieses Mal allerdings einer Frau zu: Lahen, die Windsucherin, eine der letzten Magiebegabten in Hara.

Weiteren Steampunk verspricht das einen Monat später erscheinende Fantasy-Buch „Bookman – Das Ewige Empire“, Band 1 der Bookman-Trilogie des Israelis Lavie Tidhar. Überflüssig zu erwähnen, dass der Roman im viktorianischen London spielt. Beim Büchermann handelt es sich um einen Terroristen, der das englische Königshaus stürzen will. Doch durch die Ermordung Lucys macht er sich Orphan zum Feind – und der ist, anders als sein Name vermuten lässt, kein Waisenknabe.

Schließlich erscheint Mitte Mai noch ein deutsches Werk. Jan Oldenburg tritt als Autor von der „Fantastik AG“ in Erscheinung. Der Untertitel lautet „Ein Epos aus den fernen Ländern“. In diese reisen der Gelehrte Welk, Professor für Phantastik, und sein einziger Student Theodor. Nur so lässt sich verhindern, dass das Studienfach Phantastik abgeschafft wird. Ach, was waren das noch für Zeiten, als es echte Voll-Unis gab und Exoten ihr ruhiges Nischendasein führen konnten …

In die Nische verschwunden zu sein scheinen bei Piper derzeit Bücher über schmachtende Vampire und Werwölfe. Vielleicht werden sie in das neue Jugend-Label IVI verschoben.

Affinity Bridge – Steampunk von George Mann

Cover von Affinity Bridge

George Mann: Affinity Bridge

Das Viktorianische Zeitalter erfreut sich nicht nur bei englischen Krimi-Autoren  (etwa Anne Perry und Ann Granger) und bei Autoren historischer Romane großer Beliebtheit, sondern hat im Rahmen der Steampunk-Welle auch die Fantasy erreicht. Bereits 2008 erschien „The Affinity Bridge“ von George Mann – jetzt ist das Fantasy-Buch mit dem Titel „Affinity Bridge“ auch auf Deutsch erschienen.

Affinity Bridge mit Newbury & Hobbes

Die zentralen Charaktere des Romans sind die beiden Ermittler Sir Maurice Newbury  und seine junge Assistentin Veronica Hobbes. Sie untersuchenim Auftrag von Königin Viktoria den Absturz eines Luftschiffes in London, bei dem rund 50 Passagiere ums Leben gekommen sind. Doch zugleich wird London von einer rätselhaften Seuche heimgesucht. Gerüchte von Wiedergängern machen die Runde, die Menschen überfallen und mit einem Virus infizieren sollen. Doch Newbury bezweifelt zunächst, dass es die Zombies gibt. Zudem muss er seinen Freunden von Scotland Yard die Ermittlungen überlassen, da er sich mit dem Luftschiff-Unglück befassen soll. Für den Technik-Narren eine gute Möglichkeit, mehr über die neuesten Maschinen-Erfindungen seiner Zeit herauszufinden.

„Affinity Bridge“ von George Mann ist bei Piper erschienen und geht über 448 großzügig bedruckte Seiten. Jürgen Langowski durfte „The Affinity Bridge“ übersetzen. Warum es laut Piper aus dem Amerikanischen geschah, wo George Mann doch Brite ist, bleibt wohl das Geheimnis des Verlags, der den Preis für das Fantasy-Buch auf stolze 16,99 Euro festlegte. Da Mann bereits drei Newbury & Hobbes-Romane geschrieben hat, dürften weitere deutsche Übersetzungen folgen.

Fantasy auf der Leipziger Buchmesse 2011

Die Leipziger Buchmesse 2011 wirft ihre Schatten voraus – vom 17. bis 20. März geht sie. Auch in diesem Jahr werden wieder sehr viele Fantasy-Autoren ihre Werke vorstellen. Das Programm spielt sich zum Großteil an der Leseinsel Fantasy ab, die in Halle 2 zu finden sein wird. In direkter Nachbarschaft ist zudem der Stand von Werk-Zeugs, die sich wieder mal ins Zeug gelegt haben, um die Lesungen zu organisieren und zugleich einen Gemeinschaftsstand von 16 Verlagen auf die Beine zu stellen.

Fantasy-Lesungen auf der Leipziger Buchmesse 2011

Zu den Autoren, die in Leipzig lesen werden, zählen Wolfgang Hohlbein, der „Infinity – Der Turm“ vorstellt (18. März) sowie seine Tochter Rebecca, die aus „Himmelwärts“ (Heyne) am 20. März lesen wird. Von Piper sind zudem Gerd Ruebenstrunk und Michael Peinkofer da.

Feder & Schwert lockt mit Ju Honisch, die aus „Jenseits des Karussels“ liest und der Steampunk-Koryphäe Oliver Plaschka („Der Kristallpalast“), so heißt es zumindest in der Presseankündigung. Uschi Zietsch stellt auf der Leipziger Buchmesse 2011 ihren Roman „Frygar – Volk des Feuers“ vor, erschienen in ihrem eigenen Fabylon-Verlag.

Heyne schickt dieses Jahr Boris Koch mit dem dritten Teil des Drachenflüsterers nach Leipzig, Bernhard Hennen liest aus seinem ersten Drachenelfen-Band. Auch Christoph Hardebusch liest aus seinen 2010 erschienen Werken, ebenso Markus Heitz („Collector“).

Bernd Frenz hält die Fahne für Blanvalet hoch und bringt dafür die „Blutorks“ mit.  Christoph Lode sogrt für die Präsens von Goldmann. Bernd Perplies, Gesa Schwartz und Lossau/Schumacher vertreten Lyx. Und natürlich darf auch Kai Meyer nicht auf der Leipziger Buchmesse 2011 fehlen.

Alle Zeiten, Orte und Autoren sind im Programm zur Messe zu finden. Der Fantasy-Begriff ist dabei sehr weit gefasst. Doch was soll man auch von einer Messe erwarten, die damit wirbt, dass sich auf ihr „der Trend zur literarische Flucht in ferne Welten“ zeigt.