Ursprünglich sollte eine Licht-Trilogie auf die Schatten-Trilogie von Brent Weeks folgen. Doch je mehr der amerikanische Fantasy-Autor seine Geschichte weiterentwickelte, desto epischer wurde sie. Die Folge: Aus der Licht-Trilogie wird die Licht-Saga. Und da „The Broken Eye“, der dritte Original-Band, bereits sehr lang wurde, teilte ihn der deutsche Blanvalet-Verlag in der Übersetzung auf zwei Bücher auf – mit „Sphären der Macht“ liegt Band 3 der Licht-Saga vor.
Er setzt fast nahtlos dort ein, wo der Vorgänger aufhörte: Gavin Guile, das Prisma und Hoffnungsträger der Chromeria im Kampf gegen den Farbprinzen, ist von einem Piraten gefangengenommen worden und seiner magischen Kräfte beraubt. Damit ist der mächtigste Wandler aus dem Spiel. Zwar sucht sein Sohn Kip nach ihm, doch Gavins Vater Andross scheint andere Pläne zu verfolgen und zieht Kip immer tiefer in den Machtkampf innerhalb der Chromeria hinein. In diesem muss auch Karris Weißeiche ihre neue Rolle finden – als Wandlerin fast ausgebrannt, ihres Mannes beraubt und mit dem Wissen, den Krieg mit dem Farbprinzen mit verschuldet zu haben.
Die Sphären der Macht zeigen sich
„Sphären der Macht“ ist als Band 3 der Licht-Saga ein weiterer Zwischenband. Die ersten Höhepunkte mit den Schlachten um Garriston und Ru sind vorbei, die Helden müssen sich erst einmal von den Rückschlägen erholen und neue Kräfte sammeln, ehe es zum entscheidenden Kampf kommt. Das mag zunächst so farblos klingen, wie die Sicht des Prismas geworden ist, erweist sich aber als wohltuend. Denn im Vergleich zur Schatten-Trilogie hat sich Brent Weeks als Autor weiterentwickelt. Er arbeitet nicht mehr so sehr auf Kämpfe und Schlachten hin, in denen die Helden Superkräfte einsetzen, sondern lässt den Figuren mehr Zeit und Raum zur Entwicklung. Für Gavin heißt dies, dass er von seinem hohen Ross geholt wird und für Kip, dass er reifer und erwachsen werden kann. Aber auch das Sklavenmädchen Teia entwickelt sich weiter, ebenso die Gruppe angehender Schwarzgardisten, zu der sie und Kip gehören. „Sphären der Macht“ ermöglicht Brent Weeks aber auch, näher auf die verschiedenen Parteien einzugehen, die in der Chromeria um Einfluss ringen. Der Fantasy-Autor spinnt hier mehrere Intrigen weiter, die er in den ersten Bänden, „Schwarzes Prisma“ und „Die blendende Klinge„, angerissen hatte und die die Handlung spannender und komplexer machen.
Diese Zwischenschritte, mit denen Brent Weeks die Figurenentwicklung vorantreibt und die Intrigen weiter ausführt, haben den Nachteil, dass der große Spannungsbogen leidet und ein wenig der Fokus verloren geht, da die Handlungsstränge mehr parallel laufen und nur wenig verbunden sind. Bei dieser Bewertung darf man aber nicht vergessen, dass es sich nur um den ersten Teil eines Buches handelt, der für „Sphären der Macht“ übersetzt wurde, das Buch im Original also eine andere Dramatik gewinnen kann.
Brent Weeks und die Licht-Saga 4 und 5
Auf den nächsten Teil der Licht-Saga müssen die deutschen Leser jedoch nicht mehr lange warten. Bereits Mitte November soll der vierte Band erscheinen. Er wird den Titel „Schattenblender“ tragen. Doch danach dürfte es mit der Fortsetzung ein wenig dauern. Brent Weeks geht davon aus, dass der vierte Originalband, „The Blood Mirror“, frühestens im Herbst 2016 herauskommt. Mit der nächsten deutschen Übersetzung ist somit nicht vor dem Winter 2016/2017 zu rechnen. Und es könnte gut sein, dass es erneut zu einer Teilung kommt und die zweite Fantasy-Reihe von Brent Weeks am Ende sechs deutsche Bände haben wird.
„Sphären der Macht“ von Brent Weeks ist bei Blanvalet erschienen. Band 3 der Licht-Saga geht über 608 Seiten. Die Klappenbroschur-Ausgabe kostet 14,99 Euro, das E-Book 11,99 Euro. Die Übersetzung stammt von Michaela Link.