„Der Drache erwacht“ von Miles Cameron

Miles Cameron: Der Drache erwacht

Miles Cameron: Der Drache erwacht

Der Drache erwacht – für den Roten Ritter und seine Verbündeten würde sich mit dieser Nachricht ihre schlimmste Befürchtung bewahrheiten. Denn Albia droht im Konflikt eines Drachen mit seinen Konkurrenten eine Zerreißprobe. Während der König unter dem Einfluss des dunklen Drachens Asch und seiner Gefolgsleute steht, wehrt sich die Königin, die zudem das Kind in ihrem Bauch und damit den Thronfolger schützen muss, gegen den Einfluss von Asch. Ein Turnier in der Hauptstadt Harndon soll über das Schicksal der Königin und damit auch über die Zukunft Albias entscheiden. Derweil sammelt der Zauberer Thorn eine riesige Armee aus Kreaturen der Wildnis, mit der er sich für vergangene Fehlschläge rächen und den Sieg über die Zivilisation davontragen will.

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Der Rote Krieger – Rezension des Fantasy-Romans von Miles Cameron

Miles Cameron: Der Rote Krieger

Miles Cameron: Der Rote Krieger

„Der Rote Krieger“ von Miles Cameron dürfte nur knapp der Teilung entgangen sein. Mit 1168 Seiten ist das Fantasy-Debüt von Cameron ein echter Brocken – dank dünner Seiten und biegsamen Buchrückens ist die Druckausgabe aber nicht zu dick geraten, sondern bleibt gut lesbar. Der Fantasy-Roman hätte sogar ein paar Seiten mehr benötigt, denn leider fehlt ein Personenverzeichnis, was Lesern abverlangt, sich einige Namen zu merken.

Der Rote Krieger ist der Rote Ritter

Da hilft es, dass sich die Geschichte anfangs nur langsam entwickelt. So bleibt zunächst Zeit, den Roten Ritter – der im Titel noch Roter Krieger heißt – und seine Söldnertruppe kennen zu lernen. Sie sollen eine Abtei vor Kreaturen der Wildnis wie Kobolden, Wyrms und Dämonen beschützen. Doch schon bald wird klar, dass mehr hinter dem Angriff auf Gehöfte rund um die Abtei steckt – die Söldner geraten in einen Krieg, der das gesamte Königreich Albia in den Abgrund reißen könnte.

Albia, der Name zeigt bereits an, dass sich Miles Cameron bei seinem Weltentwurf nahe an der realen Welt orientiert. Vorbild für das Königreich ist das mittelalterliche Britannien (Albion): Eine Mauer im Norden schützt die Zivilisation, Gesetzlose machen die Wälder unsicher und das Land ist so dünn besiedelt, dass Invasoren aus Gallyen leichtes Spiel haben könnten. Dass sich Cameron das mittelalterliche Europa zum Vorbild nimmt liegt auf der Hand – hinter dem Pseudonym Miles Cameron verbirgt sich Christian Cameron, Autor mehrerer historischer Romane, darunter auch einer noch jungen Ritter-Reihe. Außerdem ist Cameron Historiker und diente im Nachrichtendienst der amerikanischen Marine.

Miles Cameron kennt sich mit Rittern aus

Gelungen sind ihm die Beschreibungen des Ritterlebens, der Kämpfe in Rüstungen und gegen Ritter. Da Miles Cameron jedoch oft zwischen Schauplätzen hin und her springt sowie die Perspektive zahlreicher Charaktere einnimmt, braucht es, ehe man sich als Leser in die Welt des Roten Ritters eingefunden hat. In der Danksagung am Ende weist Cameron auf Steven Erikson als für ihn wegweisenden Fantasy-Autoren hin. Erikson gehört zu den wenigen Schriftstellern, die es meisterhaft verstehen, mit vielen Figuren zu jonglieren und sie dem Leser nahe zu bringen. Cameron gelingt dies nicht. Auch scheitert er damit – anders als Erikson – das Leben und Leiden der Soldaten auf allen Hierarchieebenen zu veranschaulichen.

Zu einem mittelalterlichen Setting gehört unweigerlich die Religion. Cameron hat das Christentum übernommen und nur leicht abgewandelt. Der Rote Ritter ist dabei, anders als die anderen Ritter, ein Zweifler, der nicht daran glaubt, dass die Geschöpfe der Wildnis auch Geschöpfe des Satans sind. Und so gibt es in Camerons „Der Rote Krieger“ auch kein eindeutiges Gut-Böse-Schema. Cameron nimmt auch die Erzählperspektive der Anführer der Wildnis-Kämpfer ein. Das weckt einerseits Verständnis für die Postionen beider Seiten, führt aber auch dazu, dass es Cameron schwer fällt, seine Leser zu überraschen, da sich viele Wendungen leicht erschließen lassen. Das geht zu Lasten der Spannung eines insgesamt guten, wenn auch etwas zu lang geratenen Fantasy-Romans.

Die Abenteuer des Roten Ritters und seiner Söldnertruppe sind mit „Der Rote Krieger“ noch nicht beendet. Cameron plant eine fünfteilige Reihe und arbeitet derzeit an Band 2. Die Grundlage für die nächste Runde zwischen Geschöpfen der Wildnis und Menschen, Magiern und höheren Mächten hat der Autor gelegt – mit der Entwicklung des Schießpulvers wird zudem das Ende des Rittertums eingeläutet.

„Der Rote Krieger“ von Miles Cameron ist bei Heyne erschienen. Die Paperback-Ausgabe hat 1168 Seiten und kostet 16,99 Euro. Die Übersetzung stammt von Michael Siefener.