
Brandon Sanderson: Jäger der Macht
Es geht um den Stoff aus dem Gesetzeshüter sind: In „Jäger der Macht“ (The Alloy of Law) widmet sich Brandon Sanderson der Unterscheidung zwischen Recht und Gerechtigkeit. Damit greift er ein altes Western-Thema auf, denn im Western sorgen Revolverhelden für Gerechtigkeit – und das nicht immer im Namen von Recht und Gesetz . In „Jäger der Macht“ vertritt Waxillium Ladrian das Gesetz im Rauland, in dem, wie der Name schon sagt, die Sitten rau sind und sich die Zivilisation noch nicht durchgesetzt hat. Dabei kann er sich auf seine Schießkünste ebenso verlassen wie – und hier beginnt das Phantastische im Fantasy-Western – auf seine magischen Fähigkeiten, denn Wax ist ein Allomant und Ferochemiker.
Jäger der Macht ist ein Fantasy-Western
Diese Künste, Kraft aus Metall zu ziehen, kennen Leser von Brandon Sandersons Werken bereits. In seiner Mistborn-Trilogie hat er dieses Magie-System eingeführt. Und auch wenn „Jäger der Macht“ keine Fortsetzung von „Kinder des Nebels“ & Co. ist, so spielt die Geschichte doch in der Welt Scandrial. Es ist allerdings eine veränderte Welt, in der die technologische Entwicklung weitergegangen sind, die magischen Begabungen sich jedoch eher verringert haben. Sanderson plant, hier noch eine weitere Trilogie spielen zu lassen, will „Jäger der Macht“ aber nur als Ableger verstanden wissen.
Diesen Eindruck vermittelt das Buch auch schnell, vergleicht man es mit anderen Sanderson-Romanen: So ist es nur etwa halb so dick, ist die Zahl der zentralen Charaktere nur halb so groß und die Geschichte simpel gehalten. Das vermindert nicht im Geringsten den Lesespaß. Bereitwillig folgt man als Leser Wax in die Zivilisation der Hauptstadt Elantel (!), in der die großen Adelshäuser das Sagen haben. Hier wird der ehemalige Gesetzeshüter von seiner Vergangenheit im Rauland eingeholt. Bei seiner Verbrecherjagd wird er von seinem Assistenten Wayne unterstützt, der jedoch mit John Wayne nicht die geringste Ähnlichkeit aufweist. Dafür ist er der Unberechenbare, der Chaotische, der für flotte Sprüche zuständig ist und den manchmal etwas steifen und selbstgerechten Wax auf die Schippe nimmt. Frauen, die kämpfen wollen, dürfen in der Konstellation nicht fehlen, denn zu einem Sanderson-Roman gehört immer auch eine Liebesgeschichte.
Brandon Sanderson setzt auf Duelle und kriminalistische Rätsel
In Elantel mischt sich zum Western-Charakter noch ein Hauch Gangsterfilm. Wie in Filmen über Al Capone werden hier ganze Magazine geleert, ist die Polizei machtlos und das Böse bis in die reiche Oberschicht vorgedrungen. Die Wendungen, die die Geschichte von „Jäger der Macht“ nimmt, sind zwar für aufmerksame, Krimi-geschulte Leser nicht immer überraschend, doch bleibt das Fantasy-Werk immer kurzweilig. Und die Andeutungen, die auf Überlebende des Weltenwandels und damit auf Charaktere aus der Mistborn-Trilogie verweisen, lassen hoffen, dass Sanderson bei all seinen Plänen wie den Sturmlicht-Chroniken die Mistborn-Fortsetzung nicht aus den Augen verliert.
„Jäger der Macht“ ist bei Heyne erschienen. Die deutsche Ausgabe des Fantasy-Western von Brandon Sanderson mit ihren 416 Seiten kostet 13,99 Euro, das E-Book 10,99 Euro.