Herz aus Blut und Asche von Amélie Wen Zhao

Herz aus Blut und Asche von Amelie Wen Zhao

Das Debüt von Amélie Wen Zhao heißt „Herz aus Blut“ und Asche und spielt in der eisigen Tundra eines Kaiserreichs. Foto: Jörn Käsebier

Amélie Wen Zhao wurde in Paris geboren, wuchs in Peking auf und lebt seit ihrem 19. Lebensjahr in New York. Ihr Buch „Herz aus Blut und Asche“ spielt jedoch in einem Land, dem Kyrillischen Kaiserreich, das sich an einem ganz anderen Vorbild orientiert: dem russischen Zarenreich.

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Stefan Bachmann im Interview – über Die Seltsamen, Steampunk und jugendliche Helden

Stefan Bachmann wurde 1993 in Colorado geboren, zog aber schon bald danach in die Schweiz. Dennoch fühlt er sich mehr als Amerikaner denn als Schweizer, ist Englisch seine Muttersprache und die hat ihn die Anglo-Amerikanische Literatur geprägt. Auf der Leipziger Buchmesse 2014 sprach er über seinen bei Diogenes erschienenen Roman „Die Seltsamen„, seine Vorliebe für Steampunk und jugendliche Helden.

Stefan Bachmann auf der Leipziger Buchmesse 2014 (Foto: Jörn Käsebier)

Stefan Bachmann auf der Leipziger Buchmesse 2014 (Foto: Jörn Käsebier)

Herr Bachmann, Sie haben sich für eine Steampunk-Welt entschieden, die im England des Viktorianischen Zeitalters angesiedelt ist. Welche Elemente spielen noch eine Rolle?

Stefan Bachmann: Ich wollte ein Buch schreiben, das alle Elemente enthält, die ich mag. Dazu gehören Folklore, Fantasy, Steampunk und Viktorianisches Zeitalter. Ich denke, dass es wichtig ist, dass ein Autor darüber schreibt, was ihn interessiert. Ich hoffe, es ist nicht zu viel für ein Buch geworden.

Die beiden Hauptfiguren, Bartholomew und Arthur sind keine typischen Helden. Was war Ihre Idee dabei, einen Erwachsenen und einen Jugendlichen in den Mittelpunkt zu stellen?

Die Konstellation war anfangs ein Problem, denn in Amerika ist es ungewöhnlich, einen Erwachsenen zum Helden eines Jugendbuches zu machen. Doch wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass Arthur Jelliby sich nicht sehr erwachsen benimmt. Er muss erst lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ich denke aber, auch jüngere Leser können seine Handlungen mit der Zeit nachvollziehen. Beiden Helden gemein ist, dass sie aus ihrer Komfortzone gerissen werden und ihre sichere Umgebung verlassen müssen, um Großes zu bewirken. Das ist für mich der Kern des Buches.

Sie sagten bereits, Sie mögen Steampunk und das Viktorianische Zeitalter. Ist das der Grund, weshalb die Geschichte in England spielt?

Es ist fast schon klischeehaft, einen Steam-Punk-Roman in England spielen zu lassen und natürlich wäre es cool, die Handlung im Norwegen oder Japan des 19. Jahrhunderts anzusiedeln. Doch ich wurde mit der Literatur des Viktorianischen Zeitalters großgezogen und bin von diesem Stil geprägt.

Mit welchem Alter haben Sie begonnen zu schreiben?

Ich habe mit sechs oder sieben angefangen Wörter aufzukritzeln, doch handelte es sich dabei nicht um wirkliche Geschichten. Mit elf oder zwölf änderte sich das. Da begann ich mit den ersten Geschichten, die ich immer weiter aufpolierte.

Sie studieren Musik. Was ist wichtiger für Sie, Musik oder Literatur?

Schwer zu sagen. Für beides benötigt man sehr viel Zeit. Ich kann nicht sagen, was in zehn Jahren im Vordergrund stehen wird. Derzeit versuche ich zu machen, was ich kann. Doch das Studium mit Lesereisen zu vereinbaren, ist nicht leicht. Ich könnte aber weder die Musik noch die Literatur aufgeben.

Vom Berufswunsch, Filmmusikkomponist zu werden, haben Sie sich demnach noch nicht verabschiedet …

Ja, das fände ich immer noch toll. Ich möchte aber eben nicht mit dem Schreiben aufhören. Es müssen ja keine Bücher sein, schließlich gibt es auch andere Wege, Geschichten zu erzählen.

Sie haben selbst die Musik zum Buchtrailer geschrieben. Wie sind Sie da vorgegangen?

Oh, das liegt schon eine Weile zurück. Man hat mir den Film geschickt und ich habe mich daran orientiert, versucht, es dramatisch klingen zu lassen. Dafür habe ich mich an Stilmitteln der Filmmusik orientiert, die Musik geschrieben und mithilfe eines E-Orchesters umgesetzt.

Sie haben „Die Seltsamen“ Ihrer Mutter und Ihrer Schwester gewidmet. Wie wichtig ist die familiäre Unterstützung für einen Autor?

Sie ist wichtig. Als Autor braucht man das Feedback von Menschen, die einem auch mal sagen, dass eine Passage schlecht geschrieben ist. Das müssen aber keine Familienmitglieder sein, die das machen. Wichtig ist auch die Ermunterung, die man besonders als junger Autor benötigt um weiter zu machen. Bei Eltern ist vor allem die generelle Unterstützung wichtig, denn ohne sie, fangen viele gar nicht erst an, an einem Projekt zu arbeiten. Ich bekam die Hilfe und Ermunterung. Das hilft sehr.

„Die Seltsamen“ werden im Herbst fortgesetzt. Ist das der letzte Band oder kommen noch weitere?

Nein, das wird der Abschluss der Geschichte. Es wird keine siebenbändige Reihe geben. Ich schreibe bereits an anderen Geschichten.

Wird es ein weiteres Fantasy-Buch?

Ich kann noch nicht viel sagen, doch es wird nicht so phantastisch wie die beiden ersten Bücher. Ich möchte eines Tages auch mal weg von der Fantasy, um andere Genres auszuprobieren – auch wenn ich selbst sehr gern Fantasy lese. Außerdem will ich lernen, eine Fantasy-Geschichte so zu schreiben, dass sie real wirkt. Denn man kann in diesem Genre genauso viel zeigen, wie in allen anderen.

Süddeutsche Jugend-Fantasy

Zeitungsverlage leben längst nicht mehr nur von ihren Einnahmen aus Anzeigenverkauf und Zeitungsabonnements. Die Süddeutsche Zeitung war in Deutschland die erste Zeitung, die mit großen Buchreihen Geld verdiente. Mittlerweile hat man in München entdeckt, dass viele Menschen gerne Fantasy lesen. Zehn Bände umfasst die neue Sonderedition.

In einem gut geschriebenen Editorial begründet Roswitha Budeus-Budde, warum sich die Zeitung für die Reihe auf Fantasy konzentriert. „Fantasy-Romane werden von Lesern aller Altersklassen verschlungen“, heißt es darin. Warum sich der Verlag dann aber doch auf Bücher für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren konzentriert bleibt schleierhaft. Wieso wird der Fantasy erst ein großer Stellenwert eingeräumt (das Lesen dicker Trilogien durch so viele Leser widerlege pessimistische Bildungsschwarzseher), wenn dann doch ein ganzes Genre wieder in die Kinder- und Jugendbuchecke gedrängt und als Teil der Jungen Bibliothek vermarktet wird? Das Verschlingen von Büchern, das in Budeus-Buddes Text mit einem Zitat von Walter Benjamin belegt wird, welches sich im übrigen generell auf Prosa bezieht, gilt eben doch noch als anrüchig. Wie in einem Spiegel-Artikel vor wenigen Monaten schwingt noch immer der Vorwurf des Eskapismus mit, der Flucht aus der Realität.

Die Edition selbst enthält durchaus eine interessante Mischung aus dem Bereich der Jugend-Fantasy. Wolfgang und Heike Hohlbein dürfen als Klassiker in diesem Bereich nicht fehlen, ihr „Midgard“ bildet den ersten Band. Drollig, trollig geht es bei Bent Jakobsen und seinem „Der Kampf um die Nachtkristalle“ zu. Auch die bereits verstorbene Pat O’Shea ist mit „Die Meute der Morrigan“ vertreten. Doch auch jüngere Autoren dürfen sich wohl über neue Leser freuen, etwa Antonia Michaelis. Vielen Eltern dürfte die Reihe bei der Suche nach Fantasyliteratur für ihre Kinder weiterhelfen, bei der Gewalt nicht so ausgeprägt ist. Sie selbst müssen noch auf eine Reihe warten, die sich eher an den Ansprüchen erwachsener Leser orientiert.