Jonas Wolf: Heldenblut

Jonas Wolf: Heldenblut

Jonas Wolf: Heldenblut

Nicht in jedem Menschen fließt Heldenblut. Das müssen auch die beiden Brüder Rutgar und Jagold Karridakis erfahren. Während Jagold darauf vorbereitet wurde, eines Tages einer mächtigen Händlerfamilie vorzustehen, hat sich Rutgar mit der Rolle als Leibwächter der Familie abgefunden. Doch plötzlich eröffnen sich neue Möglichkeiten für das Brüderpaar, denn Jarold wird der Königsthron von Westborn angeboten. Dass mit einem Umzug in das Land auch ein Kulturschock einhergeht, ahnen Rutgar und Jarold zwar, doch wie sehr sich die Welt ihrer reichen Heimat, der Silbernen Insel, vom wilden Westborn mit seinen Halblingen und Orks unterscheidet, erfahren sie erst, als sie die ersten Tage im neuen Königreich verbracht haben.

Heldenblut – dritter Helden-Roman von Jonas Wolf

„Heldenblut“ ist nach „Heldenwinter“ und „Heldenzorn“ der dritte Fantasy-Roman der losen Helden-Reihe von Jonas Wolf und zugleich der bislang beste aus der Welt des Skaldat. Die Mischung aus Spannung, Humor und Action ist gelungen. Auch die Figurenkonstallation ist passend gewählt. Jonas Wolf erzählt zum einen aus der Perspektive von Rutgar, einem introvertierten und zynischen Menschen, der nur schwer Bindungen eingehen kann. Zugleich reflektiert er seine Handlungen stark und ist sich seiner Defizite bewusst. Zum anderen wird aus der Perspektive von Nasta erzählt, eine Halblingsritterin, die Westborn und seinen Königen fest die Treue hält und unerschrocken ihr Leben für Jarold geben würde. Und als Nastasira von Zwiebelbrach könnte sie als erster Halbling den Thron besteigen, wenn Jarold auf sein Erbe verzichten würde.

Der Wechsel zwischen weiblicher und männlicher Sicht gelingt Jonas Wolf in „Heldenblut“ gut. Ebenso spannend ist aber auch die sonstige Figurenkonstellation mit einer Alchimistin, die das magische Skaldat erforscht, einer Priesterin und ihrem Gehilfen, die nicht nur die Missionarsstellung einnehmen, und Halblingen, die zwischen Treue zum Thron und dem Wunsch, eine der ihren möge herrschen, hin- und hergerissen sind. Originell ist zudem die Schilderung der Orks als Naturvolk, nehmen doch sonst er Elben oder Elfen diese Rolle ein.

Es fließt wenig Blut in „Heldenblut“

Der Umgang mit der Umwelt, anderen Kulturen und Minderheiten macht „Heldenblut“ zum Thema. Im Mittelpunkt aber steht die Geschichte der beiden Brüder, und dass man als Leser keinen Einblick in die Gedanken Jarolds bekommt, sorgt für manche Überraschung. Ein wenig schade ist aber, dass es im zweiten und dritten Teil des Buches (es ist in drei größere Abschnitte unterteilt) zu einigen Sprüngen kommt. Etwas mehr Liebe zum Detail wäre hier schön gewesen – und unter 500 Seiten wäre Jonas Wolf dennoch geblieben. Anders als der Titel vermuten lässt, fließt übrigens nicht viel Blut in „Heldenblut“. Epische Schlachtbeschreibungen sucht man vergebens, alle Kämpfe bleiben auf Gefechtsebene.

„Heldenblut“ ist mit einiger Verspätung erschienen, sollte eigentlich schon zum Kinostart des zweiten Hobbit-Films 2013 in die Buchläden kommen. Nun kam der dritte Band der Helden-Reihe wenige Monate vor dem Abschluss der Hobbit-Trilogie heraus. Das Warten hat sich gelohnt und heißt hoffentlich nicht, dass sich die Leser von der Welt des Skaldat verabschieden müssen. Noch zu viele Teile dieser Welt gäbe es zu erforschen.

„Heldenblut“ von Jonas Wolf ist bei Piper erschienen. Die kartonierte Taschenbuchausgabe hat 432 Seiten mit Anhang und kostet 12,99 Euro, das E-Book 9,99 Euro.

Piper im Herbst 2013 mit Richard Schwartz, Alexey Pehov und Tobias O. Meißner

Der Frühling ist gerade erwacht – da ist es bereits Zeit einen ersten Blick auf den Herbst zu werfen. Piper gewährt nämlich einen ersten Einblick in das Herbstprogramm 2013. Mit dabei sind zum Großteil alte Bekannte, doch es sind auch neue Namen in der Liste zu finden. Zu den Highlights dürften die neuen Fantasy-Romane von Richard Schwartz, Alexey Pehov und Tobias O. Meißner zählen.

Alexey Pehov im Sturm

Los geht es Ende August mit „Der Bund“, der Fortsetzung von Michael G. Mannings Dunkle-Götter-Serie. Im September geht esmit dem zweiten Buch vom frisch gebackenen Seraph-Preisträger weiter. Jan Oldenburg setzt in „Totentrickser“ auf Humor und knüpft in diesem Punkt nahtlos an die „Fantastik AG“ an. Ebenfalls Mitte September erscheint ein neuer russischer Endzeit-Roman. Vitali Sertakov (seit wann enden russische Namen in der deutschen Transkription eigentlich nicht mehr auf „w“?) eröffnet seine Cryonic-Reihe mit „Der Dämon erwacht“. Nach 100 Jahren Schlaf war das wohl auch mal zu erwarten. Artur Kowal, so heißt der Langschläfer, wünscht sich bestimmt ein ums andere Mal, in der Zeit zurück reisen zu können. Geoff Stamp wäre da der richtige Ansprechpartner, doch ist er der Protagonist von „Invaders“, dem Erstling von Peter Ward, der Mitte Oktober herauskommt. Zuvor erscheint jedoch noch die deutsche Übersetzung von „Die Chroniken von Hara 4“. Alexey Pehov schließt mit „Sturm“ seine Serie ab.

Doch damit nicht genug: Im Oktober setzt außerdem Michael Peinkofer seine Geschichten aus Erdwelt fort. Nach Orks und Zauberern stehen nun Könige im Mittelpunkt. Band 1 heißt dennoch „Orknacht“. Heldenhaft wird es zum dritten Mal bei Jonas Wolf. In „Heldenblut“ geht es um das Schicksal von Westborn und das zweier ungleicher Brüder. Um die dunklen Brüder der Elfen geht es in den „Legenden der Albae“ von Markus Heitz. Nachdem „Die Vergessenen Schriften“ bereits als E-Book erschienen sind, kommen sie im Herbst auch in gedruckter Form heraus.

Richard Schwartz und Tobias O. Meißner mit neuen Büchern

Zwei Highlights bietet der November. Von Richard Schwartz erscheint „Die Seher von Ravanne“. Der Fantasy-Roman dürfte nach dem „Falken von Aryn“ der nächste Einzelband des deutschen Autors sein. Eine abgeschlossene Erzählung kommt außerdem von Tobias O. Meißner heraus. Nachdem er in „Barbarendämmerung“ und „Die Soldaten“ vor allem Männlichkeitsbilder erforscht hat, widmet er sich dieses Mal kriegerischen Frauen. „Klingenfieber“ – das ist kein Abercrombie-Roman – dreht sich um Amazonen. Im November erscheinen zudem noch „Das Jüngste Gericht“ von Terry Pratchett, wobei es sich um den vierten Band der Wissenschaft der Scheibenwelt handelt, sowie eine Neuauflage von „Wyrm“ samt Fortsetzung, die Wolfgang Hohlbein geschrieben hat – allerdings gibt es beide Geschichten nur im Paket mit E-Book.

Im Dezember endet nicht nur das Jahr, sondern auch das Herbstprogramm von Piper – soweit es zumindest vorliegt. Zwei Taschenbücher kommen vor Weihnachten heraus: Der erste Band der neuen Reihe von Jennifer Estep, „Spinnenkuss – Elemental Assassin 1“ um Gin Blanco und „Dorn“ von Thilo Corzilius, ein Werk, mit dem der deutsche Autor sich an High Fantasy versucht. Und da dürfen Elben natürlich nicht fehlen.

Edit: Leser von Richard Schwartz sollten sich den April schon einmal vormerken. Dann wird die Askir-Reihe um einen Band erweitert. „Der Inquisitor von Askir“ ist aber keine Fortsetzung, sondern erzählt die Geschichte des Diebes Wiesel.

Heldenzorn: Rezension des Fantasy-Romans von Jonas Wolf

Cover von Heldenzorn

Jonas Wolf: Heldenzorn

Barbar wird gefangen genommen und versklavt und muss in der Arena vor Publikum um sein Leben kämpfen. Klingt nach Spartacus und ist auch als Hommage gedacht, wie Jonas Wolf im Nachwort zu „Heldenzorn“ verrät. Teriasch ist der Held, um dessen Zorn es geht. Er wächst als Waisenkind bei einer Schamanin auf, deren Stamm über die Steppe zieht. Doch bevor er seine Ausbildung zum Schamanen beenden kann – Teriasch ist magisch begabt -, wird er gefangen genommen und versklavt, siehe oben.

Heldenzorn – ein Schamane wird wütend und wütet

Seine neuen Herren sind Bewohner des Dominum, das nicht nur vom lateinischen Namen her an das Römische Reich erinnert. Teriasch wird in magische Fesseln gelegt, die er jedoch dank seiner Magie bekämpfen, wenn auch nicht ablegen kann. An seine Seite tritt der Halbling Rukabo – ein Schlitzohr, das für allerlei komische Situationen sorgt und die am besten gelungene Figur darstellt.

Von Teriasch kann man das leider nicht sagen. Mit diesem naiven Barbaren leiden Leser nicht mit. Und auch seine Zivilisationskritik mag man nicht teilen, konzentriert sich diese doch zu sehr auf die Sklaverei. Wenig überzeugend ist zudem die Idee, dass Außenseiter in der Steppe fernab von Städten und Zivilisation besser leben könnten.

Jonas Wolf setzt auf klare Verhältnisse

Dennoch ist die Geschichte, die die beiden Autoren unter dem Namen Jonas Wolf veröffentlicht haben, kurzweilig und gut zu lesen. Episch breit und gewaltig wie der Klappentext es verkündet, ist „Heldenzorn“ aber nicht. Dafür ist die Erzählweise zu geradlinig und die Handlung zu simpel gehalten. Die Rollen von Böse und Gut sind klar verteilt, und wenn sie doch einmal hinterfragt werden, wirkt es aufgesetzt. Teriasch bleibt wenig Zeit und – außer in seiner Beziehung zu Kronprinzessin Nesca – Raum für Entwicklung. Sein Heldenzorn schwillt an und bringt das Dominum an den Rand der Vernichtung.

Das dicke Ende kommt dann aber – nicht. Wie schon beim Vorgänger „Heldenwinter“ ist es leider kein Höhepunkt am Schluss geworden, sondern ein sich lange abzeichnendes Finale mit unglaubwürdigen Wendungen. Dennoch darf man gespannt sein, welchen Teil der Welt des Skaldat Jonas Wolf als nächstes vorstellt, da der Weltentwurf stimmig ist und viele Möglichkeiten eröffnet. Die Reihe, die hier spielt, besteht nicht aus direkt miteinander verbundenen Bänden, sondern aus einzelnen Fantasy-Romanen, die in der selben Welt spielen – verbindende Elemente wie die Halblinge nicht ausgeschlossen.

„Heldenzorn“ von Jonas Wolf ist beim Piper-Verlag erschienen, geht in der kartonierten Taschenbuchausgabe über 384 Seiten (mit Anhang) und kostet 12,99 Euro.

Vorschau auf neue Fantasy-Bücher im Juli 2012

Cover von Ein Tanz mit Drachen

George R.R. Martin: Ein Tanz mit Drachen

Noch steht „Der Sohn des Greifen“ hoch in den Bestsellerlisten, da kommt bereits der Nachfolger – „Ein Tanz mit Drachen“, Band 10 des Liedes von Eis und Feuer, das bereits seit 15 Jahren hierzulande erklingt und seit der Verfilmung durch HBO auch an Stimmgewalt gewonnen hat. Rund 800 Seiten umfasst der zehnte deutsche Band, der die zweite Hälfte des fünften Orginalbuches wiedergibt. Auf dem Cover prankt das Wappen der Boltons, der gehäutete Mann. Das verweist bereits darauf, dass die Entscheidung darüber naht, wer im Norden herrschen wird. Doch auch der Kampf an der Mauer geht weiter, ist Jon Schnee doch bemüht, die Wildlinge für den Kampf gegen die Anderen zu mobilisieren. Der Titel wiederum, „Ein Tanz mit Drachen“, zeigt an, dass Daenerys zeigen muss, ob sie ihre drei Drachen kontrolliert und so ihre zahlreichen Gegner doch noch besiegen kann. Das Lied von Eis und Feuer 10von George R.R. Martin erscheint, wie bereits der Vorgänger, bei Penhaligon.

Cover von Dolch und Münze

Daniel Hanover: Dolch und Münze

Beim Partnerverlag Blanvalet erscheint im Juli das Werk eines zu unrecht nicht sehr erfolgreichen Autoren. Daniel Abrahams „Magische Städte“ hätten ein breites Publikum verdient. Doch leider ist sein Erfolg bislang nicht so groß, weshalb er nun als Daniel Hanover in Deutschland veröffentlicht wird. „Dolch und Münze“ heißt die neue Trilogie, „Das Drachenschwert“ (The Dragon’s Path) ist der Titel des ersten Bandes. Protagonist ist Marcus Wester, ein Söldnerhauptmann, der erkennen muss, dass es auch andere Dinge als Geld gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt. 672 Seiten ist „Dolch und Münze – Das Drachenschwert“ lang und kostet 14 Euro.

Cover von Heldenzorn

Jonas Wolf: Heldenzorn

Interessante deutsche Fantasy kommt im Juli bei Piper auf den Markt. Dort hatte bereits Anfang des Jahres das Pseudonym Jonas Wolf einen ersten großen Auftritt mit „Heldenwinter“. „Heldenzorn“ knüpft an die dort geschilderte Welt des Dominums an, setzt aber nicht die Geschichte von Namakan und Dalarr fort. Dieses Mal stehen die Pferdelords der Steppe im Fokus der Handlung, die schon lange das Imperium von Tristborn bekämpfen. Teriasch, ein Barbar, setzt eine Sklavenrevolte in Gang, die die Grundfesten des Dominums erschüttern kann. Wird Teriasch wie Spartacus enden? 384 Seiten hat die kartonierte Taschenbuchausgabe von „Heldenzorn“, die 12,99 Euro kostet.

Albae 3 und Hobbit-Bücher: Piper-Fantasy im Herbst 2012

Fans von Markus Heitz dürfen sich auf den 20. August freuen – dann erscheint der dritte Band der „Legenden der Albae“. „Dunkle Pfade“ ist der Untertitel von Albae 3. Darin schildert Heitz Ereignisse, in die auch ein gewisser Tungdil verwickelt ist. Zeitlich spielt „Dunkle Pfade“ wohl vor Zwerge 4, also dem Band, in dem Tungdil aus der Schwarzen Schlucht zurückkehrt. Die Handlung dürfte sich daher auf das Jenseitige Land konzentrieren. Band 4 der „Legenden der Albae“ hat Markus Heitz auch bereits geplant – im Frühjahr 2014 soll er erscheinen.

Piper setzt im Herbst 2012 auf Hobbits

Außer auf das deutsche Zugpferd Markus Heitz setzt Piper im Herbst 2012 noch auf den zu erwartenden Hobbit-Boom. Zwei Monate bevor der Hobbit-Film auf die Leinwand kommt, also der erste Teil dieses plötzlich episch gewordenen Kinderbuchs, erfahren Leser „Alles über Hobbits“. Das Buch stammt von Jonas Wolf, der bereits in „Heldenwinter“ Halblinge auftreten ließ.

Geht es bei „Alles über Hobbits“ darum, sich auf heitere Weise genauer über die Wesen aus dem Auenland und ihre Rolle in Tolkiens Werk zu informieren, wird die Geschichte von Bilbo Beutlich von Paul Erickson richtig durch den Kakao gezogen. „Der Wobbit – oder einmal Hin- und Rückfahrt, bitte!“ heißt die Parodie, die ebenfalls am 8. Oktober erscheint. Bulbo Bunkins geht dort mit Pantsoff und 13 Zwergen auf die Reise. Nun ja, wer’s mag …

Fantasy-Romane von Pehov, Schwartz und Mann

Im Oktober erscheint noch deutlich mehr Fantasy bei Piper. So kommt von Richard Schwartz „Der Falke von Aryn“ heraus, von Alexey Pehov „Blitz“ Band 2 der „Chroniken von Hara“. Bereits am 10. September feiert Alex Adams ihr Deutschland-Debüt. „White Horse“ heißt ihr Phantastik-Buch, eine Endzeitgeschichte um eine Frau, die ihr Ungeborenes beschützen will.  Interessanterweise ist der Titel auch der Originaltitel. Auch wenn Piper den Roman als Bestseller preist, erscheint er auch erst Mitte April im Original. Doch muss er noch 2012 raus – schließlich haben wir das Jahr, in dem die Welt untergehen soll.

Schließlich geht auch die Krimi-Steampunk-Reihe von George Mann weiter. Mit „Immorality Engine“ erscheint am 10. September bereits der dritte Band der Reihe um Newburry und Hobbes. Dieses Mal müssen sie den Mord an einer Unterweltgröße und eine Einbruchserie aufklären, die die Handschrift des Ermordeten trägt.

Nachtrag: Im Taschenbuch erscheinen außerdem weitere Titel. So schließt Celia Friedman im Januar 2013 ihre Magister-Trilogie mit „Die Seelen der Kriegerin“ ab. Von Robert Corvus kommt im Februar „Feind – Die Schattenherren“ auf den Markt. Und nicht zu vergessen: Brandon Sanderson dreht Robert Jordans „Rad der Zeit“ bis zum Ende. Band 36 (Die Schlacht der Schatten) und Band 37 (Das Gedächtnis des Lichts) kommen im April heraus.

Heldenwinter – Jonas Wolf lässt einen Halbling wachsen

Cover von Heldenwinter

Jonas Wolf: Heldenwinter

„Heldenwinter“ von Jonas Wolf ist eine Rachegeschichte. Und wie jede gute Geschichte dieser Art beginnt sie mit dem Verbrechen, das den Helden zum Rächer macht. In „Heldenwinter“ ist es die Ermordung der Familie von Namakan und seines Pflegevaters und Meisters Dalarr. Dalarr weiß genau, wer hinter den Morden steckt: König Arvid und sein Scherge Waldur. Mit dem Halbling Namakan verlässt er daher die Immergrünen Almen, um einen König zu stürzen – auch für den Preis, die Welt ins Chaos zu stürzen. Namakan folgt ihm auf diesem Pfad, muss aber erkennen, dass sein Meister sich die Wahrheit so zurechtbiegt, wie er es als Schmied mit dem Eisen tut.

Heldenwinter baut auf Klassikern der Fantasy auf

Halblinge, ein großer Krieger, der seine Gegner reihenweise niedermetzelt – das klingt sehr bekannt. Und tatsächlich hat Jonas Wolf „Heldenwinter“ den Vätern der Fantasy gewidmet. Seine Aufgreifen bekannter Fantasy-Motive ist also als Hommage an Tolkien und seine Hobbits sowie an Robert E. Howard, den geistigen Vater von Conan dem Barbaren. Doch – so viel sei verraten – Elfen, Zwerge und große Vögel spielen ebenfalls eine Rolle im Fantasy-Buch, auch wenn nicht jeder mit ihrer Interpretation einverstanden sein dürfte.

Jonas Wolf spielt mit Mustern von Rachegeschichten

Sprachlich hat Jonas Wolf es eher direkt gehalten. Vor allem Dalarr  mag es derb, doch manchmal überträgt sich der Ton auch auf den (zumeist auktorialen) Erzähler. Einige Passagen sind humorvoll gehalten, sodass nicht nur der düstere Ton einer dunklen Rachegeschichte vorherrscht.

Die Handlung überzeugt im Großen und Ganzen. Einige Wendungen zeichnen sich ab, andere überraschen. Der Nachteil bei einer Rachegeschichte ist, dass sie einem Muster folgen muss. Der Rächer trifft auf den oder die Menschen, die ihn zu seinem Rachefeldzug getrieben haben und muss dann entscheiden, ob er Rache will oder vergeben kann. Dann zeigt sich, ob er seinen Willen bekommt. Um dieses Muster zu variieren, wählt Jonas Wolf in „Heldenwinter“ zwei große Konfrontationen am Ende.

Hier spielen sowohl Dalarr als auch Namakan eine wichtige Rolle. Während der leicht stämmige Halbling insgesamt ein wenig blass bleibt, dafür aber gut ins Jahr der Hobbit-Verfilmung passt, ist Jonas Wolf mit Dalarr eine großartige Figur gelungen – ein Anti-Held, von dem man mehr lesen möchte.

Jonas Wolf kehrt in die Welt von Tristborn zurück

„Heldenwinter“ von Jonas Wolf ist nur der Auftakt zu mehreren Geschichten aus Tristborn und der Pferdesteppe, die in sich abgeschlossen sind. Der nächste Band erscheint bereits im Juli bei Piper und trägt den Titel „Heldenzorn“. „Heldenwinter“ ist als kartoniertes Taschenbuch mit 512 Seiten erschienen, die Druckausgabe kostet 12,99 Euro.