
Susanne Gerdom: Dracyr – Das Herz der Schatten
Dracyr – mächtige Drachen. Mit ihren Schattenreitern auf dem Rücken terrorisieren sie das Land Albrastor. Ihren Strafexpeditionen fallen immer wieder ganze Dörfer zum Opfer. Angeführt wird die Horde vom Dracyrlord und seinem Dracyr Paindal. Auf sie und Daminan, Sohn des Lords, konzentriert sich der Hass der 16-jährigen Kay. Sie tarnt sich, um in das Herz der Schatten vorzudringen. Kay ahnt nicht, dass sie ihr Herz ausgerechnet für den Erzfeind schlagen wird …
Das Fantasy-Buch „Dracyr – Das Herz der Schatten“ von Susanne Gerdom beginnt als Rachegeschichte. Eine 16-Jährige zieht aus, um den Tod ihrer Familie zu vergelten. Doch wie immer ist die Wahrheit nicht so eindeutig, wie sie zunächst scheint. Und gerade als unerfahrene Jugendliche fällt es Kay nicht leicht, sich nicht von ihren Gefühlen ablenken und durcheinander bringen zu lassen. Und so wird aus der Rachegeschichte eine Liebesgeschichte, die – soviel sei verraten – auch nicht so geradlinig verläuft, wie es zunächst scheint.
Susanne Gerdom setzt auf Dracyr
Drachen haben es Susanne Gerdom wohl angetan. So drehte sich bereits ihr bis dahin letztes Fantasy-Buch um die geflügelten Wesen. Doch während es bei „Elidar“ viel um den Drachenmythos ging und die Fantasy-Welt, in der der Roman spielte, sorgfältig entworfen war, geht es in „Dracyr“ mehr um andere Dinge. In Susanne Gerdoms neuem Buch geht es in erster Linie um die Beziehung zwischen Kay und Damian. Aus ihrer Perspektive wird die Geschichte erzählt. Um die Unterschiede zu verdeutlichen, sind die Kapitel, die aus Kays Sicht geschildert werden, in der Vergangenheitsform gehalten, während Damians Geschichte zunächst in der Gegenwart erzählt wird. Der Wechsel ist dadurch manchmal etwas anstrengend, doch hat die Form einen inhaltlichen Bezug, der sich später im Fantasy-Buch erschließt.
Sprachlich ist das Werk Gerdoms gewohnt gut gelungen, und auch die Handlung ist zunächst sehr vielversprechend – nicht zu simpel, aber auch nicht zu komplex für ein Jugendbuch. Leider ist nach rund zwei Dritteln der Handlung die Luft ein wenig raus. Zum einen wirkt es so, als seien die Gefühlsverirrungen der Protagonistin in die Länge gezogen, zum anderen enttäuscht der Höhepunkt des Konflikts zwischen Kay und dem Dracyrlord. Es wirkt so, als sollte die Wendung zum Guten nicht zu schnell und vor allem nicht zu perfekt verlaufen. Ein lobenswerter Ansatz, doch ist er in der Umsetzung leider stellenweise zäh geraten.
Drachen und Schattenreiter
Insgesamt fesselt „Dracyr“ nicht so stark wie andere Werke Gerdoms, etwa „Der Nebelkönig“, ist aber dennoch den Ausflug in die Welt der Drachen und Schattenreiter Albrastors wert. Und es dürfte nicht das letzte Fantasy-Buch der Autorin sein, in dem Drachen eine wichtige Rolle spielen.
„Dracyr – Das Herz der Schatten“ von Susanne Gerdom ist beim Jugendbuchverlag cbj erschienen. Die Paperback-Ausgabe geht über 512 Seiten und kostet 14,99 Euro. Das Fantasy-Buch eignet sich für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren.