Tobias Meißner schreibt Fantasy-Geschichten mit Bezug zu großen Themen. So will er seinen Roman „Die Soldaten“ als Parabel auf den Bundeswehreinsatz in Afghanistan verstanden wissen. Wer zu seinen Werken einen Kalppentext schreiben soll, hat es da nicht leicht. Jüngstes Beispiel ist das im April erschienene Buch „Barbarendämmerung“ – eine Zivilisationskritik, deren Kapitel Parabelcharakter haben und nur lose miteinander verbunden sind. Wie Meißners Schreiballtag in Berlin-Neukölln sich gestaltet verrät er in „Einblicke“.
1. Was ist Ihre Lieblingszeit zum Schreiben?
Da ich am Tag nur etwa drei bis vier Stunden konzentriert arbeiten kann, gönne ich mir den Luxus, keine feste Arbeitszeit zu haben. Fühle ich mich morgens schon inspiriert, erledige ich mein Tagessoll morgens. Ich kann es aber auch bis in die Nacht hinein aufschieben.
2. Welches ist Ihr Lieblingsgetränk während des Schreibens?
Wasser oder Limonade.
3. Auf welcher Sitzgelegenheit sitzend schreiben Sie am liebsten?
Im Sommer auf einem wackeligen Stuhl am Wohnzimmertisch, im Winter gerne im Bett mit reichlich Kissen unterm Rücken, den Laptop auf einem Frühstückstischchen quer überm Bauch.
4. Worin besteht die größte Versuchung, um während der Arbeit abgelenkt zu werden?
Vieles kann mich ablenken. Der Anruf einer schönen Frau. Ein Vogel in den Zweigen des Baumes vor dem Fenster. Aber in der Regel ist das kein Problem, weil ich mich ja nur wenige Stunden am Tag aufs Schreiben konzentrieren muss.
5. Wie viele Wörter schreiben Sie am Tag?
Eine einzige DIN-A4-Seite, die allerdings fertig ist, das heißt, kaum noch überarbeitet zu werden braucht.
6. Drucken Sie Texte noch zum Korrekturlesen aus?
Nein. Da ist dann nur noch so wenig zu tun, das kann ich auch am Bildschirm machen.
7. Wer darf eine neue Geschichte zuerst lesen?
Wenn ich bereits einen Vertrag habe: mein Stammlektor. Wenn ich mit einem Projekt noch auf Verlagssuche bin: die jeweiligen Kontaktpersonen in den Verlagen.
8. Welchen Platz bekommen die eigenen Bücher zu Hause?
Es gibt natürlich ein repräsentatives Regal mit jeweils einem Exemplar jedes Buches, aber dann stapeln sich noch überall Kisten mit Belegexemplaren, die eigentlich in den Keller gehören. *räusper*
9. Kann man als professioneller Schreiber noch mit Vergnügen das Werk anderer Autoren lesen?
Auf jeden Fall! Ich behaupte sogar, dass man noch mehr herauslesen kann aus den Texten Anderer als jemand, der nicht selbst schreibt. So, wie Musiker ja auch Musik mit geschulten Ohren besser wahrnehmen können.
10. Welchen magischen Trick würden Sie gern selbst beherrschen?
Ich mag alles, was der Entfesselungskünstler Harry Houdini konnte. Wobei es sich genau genommen nicht um Tricks handelte, sondern um extreme Körperbeherrschung, aber genau das fasziniert mich so daran. Ich betrachte meine Bücher nämlich gerne als entfesselte Kunst.
11. Wie viel Internet darf es am Tag sein?
Wenig. Ich finde, es ist nach wie vor ein eher flaches Medium, das immer noch in den Kinderschuhen steckt. Ich bin ein ganz altmodischer Tageszeitungsleser.
12. Brauchen Autoren Haustiere?
Nicht jeder Autor braucht ein Haustier, aber jedes Haustier könnte einen Autoren brauchen.
Weitere Teile der Serie „Einblicke“: