Nur noch zwei Wochen bis Weihnachten. Da ist es an der Zeit für den Jahresrückblick auf die Fantasy-Bücher 2017. Da gab es so einige, und mit 23 Rezensionen sind es mehr als im vergangenen Jahr geworden. Auf dieser Grundlage erfolgt der subjektive Jahresrückblick mit einem kleinen Ausblick auf 2018.
Tag-Archiv für Anthony Ryan
Anthony Ryan: Das Erwachen des Feuers
Draconis Memoria hat Anthony Ryan seine neue Trilogie genannt. Durch das Latein klingt es nach einer altmodischen Geschichte. Doch „Das Erwachen des Feuers“ ist moderne Fantasy und weit entfernt von klassischen Fantasy-Stoffen, die sich technologisch am Mittelalter orientieren.
Das Duell der Bösen – Kurzgeschichten von Anthony Ryan
Die Rabenschatten-Trilogie gehörte zu den besten Fantasy-Büchern der vergangenen Jahre. In „Das Duell der Bösen“ gibt Anthony Ryan weitere Details aus dieser Welt preis – in drei ganz unterschiedlichen Kurzgeschichten.
Klett-Cotta im Herbst 2017 mit Tad Williams und Anthony Ryan
Das Programm der Hobbitpresse von Klett-Cotta im Herbst 2017 steht ganz im Zeichen von „Der letzte König von Osten Ard“. Neben Tad Williams gehört Anthony Ryan zu den hervorstechenden Autoren im Programm.
Hobbitpresse von Klett-Cotta im Frühjahr 2017 mit Tolkien und Tad Williams
Tad Williams und Tolkien, der Mann, mit dem die Hobbitpresse begann, sind die beiden wichtigsten Autoren im Frühjahr 2017 bei der Hobbitpresse von Klett-Cotta. Und von beiden gibt es Neuveröffentlichungen. Auf Bücher deutscher Autoren müssen die Leser hingegen verzichten.
Die Königin der Flammen – Rabenschatten 3 von Anthony Ryan
Lyrna ist die Königin der Flammen – selbst lange gezeichnet durch Brandwunden, brennt in ihr das Feuer der Rache. Sie will nicht nur die Vereinigten Königslande zurückerobern, sondern den Krieg ins Volarianische Kaiserreich tragen, um die Bedrohung durch den Verbündeten und seine Geschöpfe endgültig zu besiegen. Vaelin al Sorna, auch Rabenschatten genannt, unterstützt sie in ihrem Kurs. Insgeheim fürchtet er jedoch, dass der Ehrgeiz der Königin sie dazu treiben wird, ihre Ziele noch höher zu schrauben. Und da er in der Schlacht vor Alltor seines Liedes beraubt wurde, muss sich Vaelin auf seinen Instinkt und seine erlernten Fähigkeiten verlassen sowie auf die Unterstützung seiner Freunde und Kampfgefährten.
Hobbitpresse von Klett-Cotta im Herbst 2016 – mit Ryan, Sullivan und Illger
Man schreibt viel deutsch – so könnte man das Programm der Hobbitpresse von Klett-Cotta im Herbst 2016 beschreiben. Nicht nur die Skargat-Reihe von Daniel Illger geht weiter, sondern mit A.S. Bottlinger kommt noch eine weitere deutsche Autorin ins Verlagsprogramm. Bei insgesamt fünf Neuerscheinungen ist das eine Quote von 40 Prozent und setzt damit einen Trend der vorherigen Programme der Hobbitpresse fort.
Der Herr des Turmes von Anthony Ryan – Rezension von Rabenschatten 2
Vaelin Al Sorna, der berühmteste Schwertkämpfer der Königslande, wird zum Herren des Turms ernannt. In den Nordlanden ist er politisch kaltgestellt und damit keine Gefahr für König Marcellus. Zudem hofft Vaelin in Rabenschatten 2 anfangs noch, dass er sein Schwert nicht mehr ziehen muss. Doch diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Der Herr des Turms wird nicht viel Zeit in seinem Turm verbringen.
Vaelin ist der Herr des Turms
Welche Möglichkeiten hat ein Autor, wenn er einen großen Teil seiner Geschichte bereits erzählt hat, aber noch zwei weitere Bände füllen soll, weil nun einmal die Trilogie das dominierende Format in der Fantasy ist? Er muss die Geschichte erweitern, sei es durch neue Figuren, Rückblicke auf die Vorgeschichte seiner Figuren oder neue Handlungsstränge. Anthony Ryan hatte in seinem ersten Rabenschatten-Roman allerdings bereits die Lebensgeschichte seiner Hauptfigur Vaelin, dem neuen Herrn des Turms, ausführlich geschildert, von der Kindheit bis zur Gefangennahme im Krieg. Die Grundlage für neue Handlungsstränge hatte er durch die Geschichte rund um das Lied des Blutes bereits gelegt – fehlen neue Figuren.
Diesen Weg beschreitet Ryan auf zweierlei Weise: durch Einführung einer neuen Hauptfigur namens Reva und durch die „Beförderung“ bekannter Figuren, aus deren Sicht nun weite Teile des Buches erzählt werden, nämlich Lyrna und Frentis. Das ist ein gehöriger Bruch, den der schottische Fantasy-Autor seinen Lesern mit dem Wechsel von einer Erzählstimme zu vieren zumutet. Doch die gute Nachricht: Die Konstruktion funktioniert über weite Strecken gut.
Als eine Art Klammer hat Ryan die Figur des Historikers Verniers und die Einteilung des Buches in mehrere Teile behalten. Dieses Mal ist Verniers nicht auf der Seite der Sieger, sondern muss um sein Leben fürchten. Durch ihn erfährt man mehr über die Invasion der Königslande und die Pläne der Invasoren. Eine weitere gewohnte Perspektive in „Der Herr des Turms“ ist die von Vaelin.
Von der kühlen Lyrna hatten sicher viele Leser nicht erwartet, dass sie mehr als kühl, beherrscht und berechnend ist. Als hochintelligente Frau wird sie in den von Männern dominierten Königslanden beständig unterschätzt und macht sich dies zunutze. Ihr Wille und ihre Entschlossenheit kann man gut nachvollziehen und vielleicht sogar bewundern. Eine letzte Strenge bewahrt sie sich aber – gepaart mit der hohen Selbstkontrolle ist sie nicht unbedingt eine Figur, mit der man sich leicht identifiziert.
Rabenschatten-Trilogie endet mit einer Königin
Das fällt bei Reva leichter. Zum einen ist sie jünger und ziemlich impulsiv, zum anderen bedient die Beschreibung ihrer Kindheit mehr Klischees und profitiert Reva davon, dass sich Vaelin für sie stark macht. Die junge Frau hält zudem noch einige Überraschungen parat, die ihren Handlungsstrang interessant halten.
Bruder Frentis hingegen verspielt einige Sympathien. War er in „Das Lied des Blutes“ noch der Junge, um den sich Vaelin kümmert und den er fördert und beschützt, so wird er in „Der Herr des Turms“ zu einer Mordmaschine, die nur schrittweise ihre Menschlichkeit wiederfindet. An sich eine spannende Entwicklung, doch bleibt Frentis so distanziert, dass man auch mit ihm kaum mitleidet. Seine Geschichte ist zudem ein Beispiel dafür, wie wenig Anthony Ryan in seinen Rabenschatten-Büchern der Magie Grenzen setzt. Ob dies die größte Schwäche der RabenschattenTrilogie ist, wird Band 3 zeigen. Er trägt den Originaltitel „Queen of Fire“ („Die Königin der Flammen„) und dürfte 2016 in der deutschen Übersetzung erscheinen.
Bis dahin bleibt also Zeit, die ersten beiden Bände zu lesen. Hatte „Das Lied des Blutes“ in den letzten Abschnitten ein paar Schwächen, so ist dies in der Fortsetzung anders. Spätestens nach einem Drittel möchte man „Der Herr des Turms“ nicht mehr aus der Hand legen – wenn die Handlung sich verdichtet und die Geschichte immer packender wird.
„Der Herr des Turms“ von Anthony Ryan ist bei Klett-Cotta erschienen. Rabenschatten 2 geht in der gebundenen Ausgabe über 859 Seiten und kostet 24,95 Euro. Die Übersetzung stammt von Hannes Riffel und Birgit Maria Pfaffinger.
Hobbitpresse im Herbst 2015 mit Anthony Ryan, Tad Williams und Michael J. Sullivan
Der September hat es in sich: Gleich drei Fantasy-Bücher bringt allein die Hobbitpresse im Rahmen ihres Herbstprogramms 2015 heraus. Dabei handelt es sich um den zweiten Rabenschatten-Roman von Anthony Ryan, den dritten Bobby-Dollar-Band von Tad Williams und Riyria 4 von Michael J. Sullivan.
Hobbitpresse im Herbst 2015
Doch der Reihe nach. Am 25. Juli erscheint in der Hobbitpresse zunächst „Der Räuberbräutigam“ von Eudora Welty. Nicht gerade klassische Fantasy, sondern mehr eine Erzählung, die an Mythen der amerikanischen Südstaaten und Märchenvorbilder anknüpft. Bereits der Titel ist Grimms Märchen entnommen. Dass Weltys Version von 1942 es überhaupt noch einmal zur Veröffentlichung bringt, ist der Library of America zu verdanken. Und nun wird es auch eine deutsche Fassung geben.
Winterlich wird es im Spätsommer mit Hyddenworld 4. Am 22. August erscheint „Der Winter“ von William Horwood. Am selben Tag kommt zudem das Fantasy-Buch eines deutschen Autos heraus – ein Werk dieser Art findet sich in den meisten Programmen der Hobbitpresse. Christian von Aster erzählt in „Das Eherne Buch“ eine Geschichte vom Ende allen Krieges. Dass dazu ein letzter Krieg gehört, versteht sich fast von selbst. In den Schlachten dürfte der die besten Chancen haben, der das aus Geschichten geschmiedete Schwert „Das Eherne Buch“ führt. Mit dieser Konstellation hätte das Fantasy-Buch auch zu Feder & Schwert gepasst.
Der Herr des Turms und ein Smaragdsturm
Und damit kommen wir zum Herzstück des Herbstprogramms 2015 der Hobbitpresse. Sicherlich auch im Hinblick auf die Frankfurter Buchmesse erscheinen am 26. September gleich drei Werke. Mit „Der Herr des Turms“ setzt Anthony Ryan „Das Lied des Blutes“ fort. Rabenschatten 2 erzählt, wie es im Leben von Vaelin al Sorna weitergeht, als er in seine Heimat zurückkehrt. Weit weg von ihrer Heimat sind hingegen Royce und Hadrian, die sich in Ryria 4 „An Bord der Smaragdsturm“ befinden. Auch dort lauern Gefahren, vor allem von der Kirche und dem Reich Nyphrons. Doch das Diebesduo nimmt es mit den Gegnern auf, geht es doch darum, den wahren Erben Nyphrons zu finden.
Chronisch zu spät kommt Bobby Dollar, vor allem, wenn seine Vorgesetzten ihn sehen wollen. Da verwundert es nicht, dass es der Engel mit menschlichen Seiten auch am Jüngsten Tag nicht schafft, pünktlich zu kommen. Mit „Spät dran am Jüngsten Tag“ soll Tad Williams die Trilogie abschließen, die laut seiner Website mal als Serie geplant war. Vielleicht war die Geschichte zwischen Himmel und Hölle nicht so erfolgreich wie erhofft. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass die Hobbitpresse im Herbst 2015 mit Band 6 die Chronik zur Hobbit-Verfilmung abschließt.
Anthony Ryan: Das Lied des Blutes – Rabenschatten 1
Vaelin Al Sorna hört das Lied des Blutes. Diese mächtige magische Gabe muss er jedoch geheimhalten, da dunkle Gaben den Doktrinen des Glaubens widersprechen. Und doch nutzt Al Sorna seine Fähigkeiten und erwirbt sich mit ihrer Hilfe mehrere Namen: Rabenschatten, Dunkelklinge, Junger Falke und schließlich Hoffnungstöter. Als solcher gerät er in Gefangenschaft des Kaiserreichs, dessen Hoffnung er in Gestalt des Kronprinzen getötet hat. Doch statt ihn hinzurichten, befiehlt der Kaiser, dass Vaelin zur Rettung der Witwe des getöteten Erben einen Zweikampf ausfechten soll. Auf der Reise zum Duell erzählt der Rabenschatten dem bekanntesten Historiker des Reiches seine Lebensgeschichte.
Ryan und das Lied des Blutes
Anthony Ryans „Das Lied des Blutes“ bringt gute Voraussetzungen mit ein Erfolg zu werden. Mit der Anspielung im Titel auf „Das Lied von Eis und Feuer“, der derzeit erfolgreichsten Fantasy-Serie, und der Konstruktion, dass der Protagonist seine Lebensgeschichte einem Chronisten diktiert – von Patrick Rothfuss mit Kvothe erfolgreich vorgemacht – sprechen gleich zwei Faktoren viele Fantasy-Leser an (und auch solche, die nur gelegentlich zu Büchern des Genres greifen).
Doch das würde nicht ausreichen, wenn Anthony Ryan zur Verpackung seiner Rabenschatten-Bücher nicht auch einen passenden Inhalt gefunden hätte. Gekonnt variiert er die bekannten Motive wie das eines Jungen, der in einem Orden aufwächst und zu einem gefürchteten Schwertkämpfer heranwächst. Bei Ryan stehen nicht die üblichen Probleme eines Heranwachsenden im Vordergrund, auch wenn Freundschaft und Liebe auch in „Das Lied des Blutes“ große Bedeutung haben. Es geht mehr darum, wie Vaelin in die Rolle hereinwächst, die ihm verschiedene Seiten zugedacht haben: sein Vater, sein Ordensmeister und sein König.
Die Welt des Rabenschatten
Der Rabenschatten wächst also in eine Welt der Intrigen hinein. Diese spinnt Ryan durchaus kunstvoll, doch an mancher Stelle handelt sein Protagonist reichlich naiv – gerade für jemanden, der seit seiner Kindheit von Intrigen und Machtspielen umgeben ist. Doch inwieweit man als Leser dem Bericht von Vaelin Al Sorna trauen kann, bleibt auch offen. Denn in jedem Fall erfahren sie mehr als der Chronist, wie am Ende deutlich wird. Anders als bei der Königsmörder-Chronik von Rothfuss spielt Ryan aber weniger mit der Rolle des Erzählers, sodass dieser Punkt vielleicht keine so große Bedeutung hat.
Ryans Stärken liegen mehr darin, dass er viele differenzierte Charaktere erschaffen hat, die nicht nur gut beschrieben sind, doch in die man sich gut hineinversetzen kann, auch wenn die Erzählperspektive bei Vaelin und dem Chronisten bleibt. Ebenfalls gelungen ist die Einführung in die Fantasy-Welt der Vereinigten Königsland und des Alpiranischen Reiches. Sie orientiert sich an spätmittelalterlichen Vorbildern. Ryan überfrachtet sie nicht mit fremden Begriffen und Bräuchen, sondern geht dort ins Detail, wo es der Geschichte dient. Auch variiert er gut zwischen actionreichen und ruhigeren Passagen.
Die Lektüre von „Das Lied des Blutes“ weckt Vorfreude auf den nächsten Band. Im Original ist „Rabenschatten 2“ bereits erschienen. „Tower Lord“ ist der Titel der Fortsetzung. Auf welche Person der Titel anspielt, wird nach der Lektüre von Band 1 klar. Und da Ryan einen Vertrag über drei Bücher abgeschlossen hat, dürfte die Geschichte des Rabenschatten noch weitergehen.
„Das Lied des Blutes – Rabenschatten 1“ von Anthony Ryan ist in der Hobbitpresse von Klett-Cotta erschienen. Die gebundene Ausgabe geht über 775 Seiten und kostet 24,95 Euro. Die Übersetzung stammt von Sara und Hannes Riffel.