
Soldaten marschieren nicht bereitwillig in den Tod. Aber sie nehmen ihn in Kauf, wenn sie von etwas überzeugt sind. Für die malazanischen Seesoldaten und Schweren ist es allerdings schwer, einer Überzeugung und einem Glauben zu folgen, wenn die Heerführerin scheinbar für Nichts eintritt. Dabei geht es in „Die gläserne Wüste“ und „Der verkrüppelte Gott“, Band 18 und 19 von „Das Spiel der Götter“ um alles.
Vor 21 Jahren erschien mit „Die Gärten des Mondes“ der erste Band des „Spiels der Götter“. Damals hätte wohl niemand gedacht, dass es mehr als zwei Jahrzehnte dauern würde, ehe die Serie zu einem Abschluss kommen würde. Doch nun liegt sie komplett übersetzt vor. Wer also erst anfängt zu lesen, wenn alle Bände übersetzt sind, legt jetzt besser los. Das gilt auch für alle, die 2012 bei der ersten Taschenbuchausgabe gedacht haben, dass bald der Zeitpunkt zum Einstieg gekommen sei. Ausreden gibt es jedenfalls nicht mehr.
Spiel der Götter: Komplex und humorvoll
Es gibt Vieles, das diese Serie von Steven Erikson auszeichnet. Da sind die einfachen Soldatengeschichten, in denen es um persönliche Schicksale, verdrängte Gefühle und Kameradschaft geht. Schrecken werden mit Humor überdeckt. Überhaupt zieht sich viel Humor durch die Bücher, der zum Teil auch mal albern werden kann. In den mittleren Bänden wird es sehr philosophisch und dreht sich viel um den Tod. Doch immer wieder dringt Optimismus durch das Düstere.
Ein typischer Band der Serie, in der Übersetzung also zwei, war zumeist so aufgebaut, dass im ersten Teil ein Konflikt innerhalb der großen Auseinandersetzung der Götter begann. Mit dem Fortschreiten der Geschichte verdichtete sich die Handlung bis es zur entscheidenden Auseinandersetzung kam, bei der es möglich war, dass auch liebgewonnene Figuren einen hohen Preis zahlten. Ähnlich verhält es sich auch mit den Bänden 18 und 19. Streng genommen sind sie enger mit den beiden Vorgängern verbunden. Doch auch so baut sich in „Die gläserne Wüste“ etwas auf, das sich in „Der verkrüppelte Gott“ in mehreren Entscheidungsschlachten entlädt.
Große Themen ziehen sich durch Fantasy-Serie
Die Entscheidung fällt auf mehreren Ebenen. Dabei geht es um nicht weniger als die Zukunft der Menschheit. Der Anthropologe und Archäologe Erikson sieht, wie verschwenderisch die Menschen mit den Ressourcen der Welt umgehen, wie sie ihre Vorgängerzivilisationen zerstören, die Völker zurückdrängen und ausrotten. In diesem Punkt ist „Das Spiel der Götter“ hochmodern. Auch der Umgang mit Flüchtlingen, Imperialismus und der Umgang mit Geschichte sind wichtige Themen der Fantasy-Serie. An der Oberfläche geht es hingegen um Intrigen, sowohl auf der Ebene der Menschen als auch auf der der Götter. Das ist spannend erzählt und sehr komplex, zumal eine große Zahl von Personen und Völkern auf verschiedenen Kontinenten involviert sind.
Steven Erikson bringt seine Serie meisterhaft zu Ende. Die zahlreichen Handlungsstränge, die bis zu diesem Zeitpunkt noch offen sind, kommen fast alle zusammen – und zu einem Ende. Das betrifft auch so manche Liebesgeschichte, die sich in diesem Werk mit seiner rauen Schale verbirgt. Vor allem aber kommt das Spiel der Götter zu einem, zumindest vorläufigen, Abschluss. Um etwas abgewandelt mit Glen Cook zu sprechen: An diesem Meisterwerk muss sich jede epische Fantasy-Serie messen. Und wird es schwer haben.
Mehr Bücher von Steven Erikson
Der Wechsel des Übersetzers auf den letzten Metern hat allenfalls dafür gesorgt, dass es beim Abschluss der Serie nicht zu weiteren Verzögerungen kam. Ansonsten wäre es angenehmer gewesen, die deutsche Version aus einer Feder zu bekommen. Ob noch weitere Bücher Eriksons und aus dem Universum des „Spiels der Götter“ übersetzt werden, ist noch ungewiss (aber eher unwahrscheinlich). Mehr zu den weiteren Büchern im Original gibt es im Malazan-Empire-Forum nachzulesen.
„Die gläserne Wüste“ und „Der verkrüppelte Gott“ von Steven Erikson sind bei Blanvalet erschienen. Die Taschenbuchausgaben von „Das Spiel der Götter 18 und 19“ kosten mit ihren 832 beziehungsweise 768 Seiten jeweils 12 Euro. Die Übersetzungen stammen von Simon Weinert.
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