
Durch das Opfer seines Freundes Ahm Lin bekommt Vaelin al Sorna seine magischen Kräfte zurück. Das Schwarze Lied soll ihm dazu verhelfen, ein gleichwertiger Gegner für Kehlbrand zu werden, der Dunkelklinge, die die Welt erobern und ihre Bewohner versklaven will. Doch es wird nicht so leicht, ihn aufzuhalten, wie Vaelin zunächst dachte. Anthony Ryan lässt die Menschen im Fernen Westen noch viel durchleiden, ehe ein Sieg über die Stahlhorde möglich scheint.
Das Schwarze Lied im Blut
Die Figur des Erzählers übernimmt in „Rabenklinge 2“ Obvar. Er ist ein treuer Gefolgsmann von Kehlbrand und Verehrer dessen Schwester. Zu Beginn jedes der vier Teile steht er im Vordergrund und liefert dabei eine Innenansicht des Feldzugs der Stahlhorde. Leider werden seine langen Passagen komplett kursiv gehalten, was anstrengend zu lesen ist.
Ansonsten bleiben wir eng bei Vaelin und seinen Versuchen, den Widerstand gegen die Horde zu organisieren. Sein Weg durch den Fernen Westen führt ihn dabei ins Kloster. Das gibt Anthony Ryan Gelegenheit an Klassiker der Kampfkunstfilme und Eastern anzuknüpfen. Inhaltlich geht es aber darum, dass Vaelin lernt, das Schwarze Lied zu meistern. Anders als sein Lied des Blutes aus der ersten Rabenschatten-Trilogie, versetzt ihn der dunkle Bruder dieses Liedes in einen Berserkermodus. Doch Vaelin will sich seine Menschlichkeit erhalten.
Rabenklinge 2: Tiger gegen Wolf
Um gegen die feindliche Dunkelklinge bestehen zu können, sucht der Held nach einer Geheimwaffe und stößt auf Spuren aus der Vergangenheit. Ohne auf Einzelheiten einzugehen und die Überraschung zu verderben – der Versuch, die Geschichte in einen großen alten Konflikt zwischen Tiger und Wolf einzubetten, wirkt etwas konstruiert. Auf der Ebene, auf der es um menschliche Herrschaft und Ränke geht, gehen die Wendungen dagegen gut auf.
An die Rabenschatten-Trilogie kommt die Rabenklinge-Dilogie nicht heran, was nicht nur am Umfang, sondern auch an der Geschichte und den Figuren liegt. Dennoch ist es Anthony Ryan gelungen, nicht einfach die Handlung der ersten drei Bücher in einer Variation zu wiederholen, sondern dem Stoff um Vaelin al Sorna neue Facetten hinzuzufügen.
Anthony Ryan schafft neue Helden
Mit „Rabenklinge 2“ enden die Abenteuer Vaelins. Anthony Ryan hat aber bereits weitere Geschichten geschrieben und veröffentlicht. Da sind die über die sieben Schwerter, die vor zwei Jahren herauskam. Bei „A Pilgrimage of Swords“ handelt es sich um ein kurzes Buch um den „Pilger“ genannten Helden, zu dem es bereits einen Nachfolger gibt. Deutlich epischer dürfte „Covenant of Steel“ werden. Bislang ist mit „The Pariah“ ein Band erschienen, der Nachfolger kommt voraussichtlich 2022 im Original heraus. Nächstes Jahr könnte auch die deutsche Fassung des Vertrags aus Stahl veröffentlicht werden. Dann wäre Zeit, auch hierzulande Alwyn den Geächteten kennenzulernen, der in die Intrigen des Adels hineingezogen wird. Erinnert ein wenig an Vaelin al Sorna, was ja nicht das Schlechteste ist.
„Das Schwarze Lied“ von Anthony Ryan ist bei Klett-Cotta erschienen. Die gebundene Ausgabe von Rabenklinge 2 geht über 592 Seiten und kostet 25 Euro. Die Übersetzung stammt von Sara Riffel.
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