
Schier unaufhaltsam rücken die Truppen von Herzog Solare Biocca auf Vastona zu, die Stadt der Seher. Acht Mal ist die größte Stadt des Weltenrunds in ihrer Geschichte schon an Feinde gefallen. Doch nach Jahren des Friedens rechnet niemand damit, dass ein weiteres Mal hinzukommt. Denn schließlich werden sich die mächtigen Seher einmischen und ihre Heimat retten. Oder doch nicht?
Waise in der Stadt der Seher
Der Auftakt zum neuen Werk von Christoph Hardebusch ist gut gelungen. Wir begleiten den Waisenjungen Marco, wie er in den Straßen Vastonas ums Überleben kämpft und schließlich zu den Sehern aus dem Titel des Buches gelangt. Eine solche Figur ist zwar nicht sonderlich originell, doch die Lebensumstände wecken gleich Mitgefühl für den Jungen. Dass er sich nicht so leicht unterkriegen lässt, lässt die Sympathien weiterwachsen.
Das Setting von „Die Stadt der Seher“ ist an das Italien der Renaissance angelehnt. Vielleicht gibt es in der deutschen Fantasy-Autorenschaft eine Toskana-Fraktion, hatte doch zuletzt Thilo Corzilius sein „Diebe der Nacht“ in einer an Italien angelehnten Welt spielen lassen. Wie auch immer, Hardebusch beschreibt seine Welt jedenfalls sehr lebendig und bringt schöne Referenzen wie die an Leonardo da Vinci unter.
Drei Hauptfiguren
Neben den Waisenjungen Marco treten zwei weitere Hauptfiguren. Die Jugendliche Elena trifft er in einer Stoffmanufaktur. Ihr Selbstbewusstsein und Intelligenz ziehen ihn an. Nur der Stolz der beiden steht ihnen zu Beginn im Weg. Doch sie kommen sich schnell näher und es macht Freude, ihnen dabei zuzusehen.
Hinzu kommt noch eine etwas seltsame Assassinen-Figur. Ombro erlaubt es, den Fortschritt des Feldzuges zu verfolgen. Doch auch wenn früh klar wird, dass er nicht mit den Zielen seines Auftraggebers Solare übereinstimmt, bleibt nicht nur der Meuchelmörder unentschlossen. Die gesamte Figur bleibt blass und entfaltet nicht das Potenzial, das ihre Rolle in der Handlung eigentlich hat.
Leider ist dies nicht die einzige Schwäche des Buchs. Im zweiten Teil kippt die Handlung in eine Splatter-Veranstaltung. Außerdem tauchen Elfen auf, die nicht so recht in diese Fantasy-Welt passen mögen. Hardebusch hält aber noch weitere Wendungen für seine Leser bereit. Zum Teil sind sie überraschend und originell, zum Teil wirken sie jedoch an den Haaren herbeigezogen.
Christoph Hardebusch findet klares Ende
Bleibt zum Schluss zu sagen, dass die Handlung abgeschlossen ist, sich also Fans von Einzelbänden angesprochen fühlen dürfen. Und es bleibt die Hoffnung, dass es bis zum nächsten Buch von Hardebusch nicht so lange dauert und ihm dieses besser gelingt als „Die Stadt der Seher“.
„Die Stadt der Seher“ von Christoph Hardebusch ist bei Klett-Cotta erschienen. Die gebundene Ausgabe geht über 448 Seiten und kostet 24 Euro. Der Preis des E-Books beträgt 18,99 Euro.