
Dass Thomas Piety kein so frommer Priester ist, wie es sein Name vermuten lassen würde, hat bereits der erste Band des Kampfes um den Rosenthron gezeigt. In der Fortsetzung „Priest of Lies“ von Peter McLean treibt er mit seiner Verbrecherbande nicht mehr nur in Ellinburg sein Unwesen. Er wird nach Dannsburg, in die Hauptstadt des Reiches, gerufen – und muss dort zeigen, wie skrupellos er wirklich ist.
Wie im ersten Band „Priest of Bones“ führt ein Ich-Erzähler durch die Handlung. Tomas Piety lässt uns an seinen Überlegungen und Gefühlen teilhaben, macht sich aber um viele Dinge weiterhin erstaunlich wenig Gedanken. Die Figuren seiner Bande spielen nur am Anfang und Ende eine Rolle. Lediglich seine Frau, die ihn als Spionin in die Ehe gezwungen hat, seinen magisch begabten Ziehsohn und einen Kameraden aus Jugendzeiten nimmt Tomas mit in die Hauptstadt.
Priest of Lies liebt es blutig
Die dortige Welt des Hofes und der Machtkämpfe übersteigen die intellektuellen Fähigkeiten der Hauptfigur. Er bleibt ein etwas tumber Actionheld, den man am ehesten noch bauernschlau nennen kann. Reue empfindet er allenfalls nach seinen blutigen Taten, wenn sein Schlachtentrauma wieder zum Vorschein kommt. Piety rechtfertigt seine Taten ansonsten damit, dass die anderen noch schlimmer seien.
Oftmals sind sie es auch. Vor allem aber sind seine Gegenspieler ambitionierter. Tomas Piety – und dies ist die Pointe der Reihe „Der Kampf um den Rosenthron“ – hat kaum Ehrgeiz, steigt aber schrittweise auf. Das geschieht mit der Hilfe des Geheimdienstchefs Dieter Vogel, der in Band 2 seinen ersten Auftritt hat. Und ja, dieser deutsche Name wird auch im Original verwendet.
Peter McLean schmiedet platte Ränke
Die platten Ränke, in die der „Priest of Lies“ verwickelt wird, sind für die Leser schnell zu durchschauen. Und vielleicht macht es auch einen Teil des Reizes der Lektüre aus, dass man der Hauptfigur gedanklich voraus ist.
Wieder gut erzählt sind die Kampf- und Actionszenen. Und hin und wieder blitzt schwarzer Humor auf, allerdings zu wenig, um dem Buch eine gewisse Leichtigkeit zu verleihen. Es bleibt im Wesentlichen eine geradlinig erzählte Geschichte mit düsterer Handlung.
Auf Lügen steht der Galgen
Im Original ist Band 3 des Kampfes um den Rosenthron für Mai dieses Jahres angekündigt. „Priest of Gallows“ (Priester des Galgens) könnte in der deutschen Übersetzung also im Frühjahr 2022 herauskommen. Und es wird nicht der letzte Band sein. Zumindest ein viertes Buch soll die Reihe noch bekommen.
„Priest of Lies“ von Peter McLean ist bei Klett-Cotta erschienen. Die Klappenbroschur-Ausgabe von „Der Kampf um den Rosenthron 2“ geht über 464 Seiten und kostet 17 Euro. Die Übersetzung stammt von Jochen Schwarzer.