Die Inseln von Dara wurden lange von verschiedenen Königshäusern beherrscht. In verschiedenen Kriegen erobert Xana die Nachbarreiche und gründet ein Kaiserreich. Doch davon berichtet Ken Liu in „Die Schwerter von Dara – Seidenkrieger“ nur am Rande. Im Fantasy-Buch geht es um die Folgejahre, in denen sich der Kaiser zum Tyrannen entwickelt und die Herrschaft seines Geschlechts von einer Revolution beendet wird. Doch auch deren befreundete Anführer, Mata und Kuni, können nicht Frieden halten, sondern kämpfen schließlich gegeneinander um die Vorherrschaft über Dara.
Die Schwerter von Dara – Chinesische Seidenkrieger
Ken Liu lebt in den Vereinigten Staaten, wurde aber in China geboren. Für „Die Schwerter von Dara – Seidenkrieger“ griff er auf Vorbilder aus der chinesischen Geschichte zurück, nämlich die Gründung des chinesischen Kaiserreichs durch die Qin-Dynastie und den Wechsel zur Han-Dynastie. Man muss die geschichtlichen Hintergründe jedoch nicht kennen, um der Geschichte zu folgen und ebenso wenig alle Anspielungen wie etwa die auf Konfuzius als solche erkennen. Bei aller Historie handelt es sich eben nicht um einen historischen Roman.
So enthält „Die Schwerter von Dara – Die Seidenkrieger“ auch phantastische Elemente. Für diese sind vor allem die Götter zuständig, sind sie doch Schutzheilige eines der Reiche, die es vor dem Kaiserreich gab. Sie bekämpfen sich nicht direkt, um die Welt nicht in den Abgrund zu reißen, sondern indirekt, indem sie Einfluss auf die Menschen nehmen. Dieser geht stellenweise zu weit, aber an anderer Stelle widersetzen sich die Menschen den Göttern dafür. Eine größere Rolle spielen auch Kräuter und technologische Erfindungen. Wie Ken Liu im oben verlinkten Interview sagt, wollte er eine fernöstliche Variante zum Steampunk schaffen, die er „Silkpunk“ nennt (vielleicht kommen daher auch die Seidenkrieger im deutschen Titel).
Ken Liu entwirft überzeugende Figuren
Manchmal hat das Buch aufgrund der Mythen und Legenden, auf die es zurückgreift, etwas Parabelhaftes. Die Handlung ist nicht sonderlich originell, und der Verlauf der Geschichte in vielen Teilen absehbar. Das wird aber dadurch ausgeglichen, dass sich Ken Liu die Zeit nimmt, einige seiner vielen Figuren (Es lebe die Liste der Hauptpersonen!) genauer vorzustellen und ihre Lebensgeschichte zu schildern. Damit werden nicht nur die Motive ihres Handelns nachvollziehbar gemacht, sondern Ken Liu erzählt zugleich mehr über die Gesellschaft und Kultur des Teiles von Dara, aus dem die Personen stammen.
Großen Wert legt der amerikanisch-chinesische Fantasy-Autor auch auf die Sprache. Der Stil ist sehr abwechslungsreich: blumig-poetische Abschnitte wechseln sich mit sachlich gehaltenen Abschnitten ab; die bildreiche Sprache lässt schnell Bilder im Kopf entstehen. Die Sprache trägt so entscheidend dazu bei, dass man gern den Auseinandersetzungen von Mata und Kuni folgt und gelegentliche Abschweifungen verzeiht. Bei allen Kämpfen, zu denen es im Ringen um die Kaiserkrone kommt, spielen übrigens die Schlachtbeschreibungen nur eine geringe Rolle. Die Schrecken des Krieges werden auch ohne die detaillierte Schilderung brutaler Auseinandersetzungen deutlich.
„Die Schwerter von Dara“ endet mit einem klaren Schluss und kann damit für sich stehen, dennoch beginnt mit dem Fantasy-Buch die Reihe „Seidenkrieger“ erst. Die Fortsetzung erscheint Anfang Oktober im Original. Für die deutsche Fassung „The Wall of Storms“ heißt dies, dass sie frühestens 2017 herauskommen dürfte. Nach diesem gelungen und erfrischenden Auftakt ist das allerdings eine sehr lange Zeit.
„Die Schwerter von Dara – Seidenkrieger“ von Ken Liu ist bei Knaur erschienen. Die gebundene Ausgabe geht über 736 Seiten und kostet 19,99 Euro, das E-Book 14,99 Euro. Die Übersetzung stammt von Katharina Naumann.
Moin moin!
Das Buch klingt nach genau dem neuen Lesestoff, nach dem sich mein Regal sehnt 🙂 Werd mal sehen, ob sich das irgendwo auf Englisch finden lässt…
Liebe Grüße aus Malmö,
Zimtkuchen
Hej, und wenn es in Englisch gefällt, gibt es ja bereits Teil 2. Viel Spaß!
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