Die Begriffe Staub und Blut passen gut zu Wedora. Denn in einer Wüstenstadt haben die Bewohner täglich mit Staub zu kämpfen. Und da die ursprünglichen Siedler den Grund und Boden der Millionenmetropole einst den Wüstenstämmen abpressten, und es auch innerhalb der Stadt immer wieder zu Machtkämpfen kommt, geht es in Wedora oft blutig zu. Das müssen auch die Gesetzeshüterin Tomeija und der Räuber Liothan erfahren.
Sie verschlägt es nach der Begegnung mit einem aus Wedora stammenden Magier durch einen fehlgeleiteten Zauber in die weit entfernte Wüstenstadt. Zu ihrem Entsetzen hat noch niemand dort von ihrer Heimat Walfor gehört, doch noch während sie an ihrer Rückkehr arbeiten, werden sie in die Auseinandersetzungen in Wedora verwickelt. Und zu allem Überfluss steht auch noch ein Großsturm, der Kara Buran, bevor, der jedes Mal seine Opfer fordert.
Wedora basiert auf einem Rollenspiel
Laut Markus Heitz entwickelte sich die Geschichte von „Wedora – Staub und Blut“ aus einem Rollenspiel, das er zusammen mit Freunden vor gut 20 Jahren entwarf. Und das Szenario einer Wüstenstadt wie Wedora ist sehr reizvoll, zumal Markus Heitz zwar die Stadt in den Mittelpunkt stellt, jedoch 15 weitere Länder ringsum die Wüste gruppiert. Das eröffnet Möglichkeiten wie politische Ränke, Kriege oder auch nur Handelsbeziehungen in die Handlung einzubauen. In „Staub und Blut“ konzentriert sich Heitz aber erst einmal auf Wedora und die umliegende Wüste. Die Nachbarländer werden mehr über kleine Auszüge aus Schriften am Ende eines Kapitels oder durch einzelne Vertreter, auf die Liothan und Tomeija in Wedora treffen, vorgestellt. Von Wedora selbst bekommen die Leser aber auch noch längst nicht alle Bezirke und Gouverneure nahegebracht.
Das neue Fantasy-Projekt von Markus Heitz ist aber auch reizvoll, weil es die ausgetretenen, klassischen Pfade verlässt – Zwerge, Albae und andere Vertreter der Völkerromane sucht man vergeblich. Von wenigen (überflüssigen) Ausnahmen abgesehen, geht es nicht um phantastische Kreaturen, sondern um menschliche Figuren. Tomeija und Liothan spielen die Hauptrolle, doch einige Abschnitte werden auch aus der Sicht anderer Figuren geschildert. Richtig nahe kommt man ihnen nicht, weil sie – wie so oft bei Heitz – Lesern gegenüber immer etwas zurückhalten, um an späterer Stelle damit überraschen zu können und weil sie zumeist oberflächlich bleiben. Die Konstellation der beiden Jugendfreunde Tomeija und Liothan, die sich beruflich zu Gegnern entwickeln, um dann wieder zusammenarbeiten zu müssen, funktioniert dennoch über weite Strecken. Auch Ettras entwickelt sich im Laufe der Handlung von „Wedora – Staub und Blut“ vielversprechend. Die Stärke des Buches bleibt aber die Action mit Duellen, größeren Kämpfen und Einbrüchen.
Markus Heitz plant Fortsetzungen
Die Geschichte hat ein paar plötzliche Wendungen zu viel und am Ende auch zu viele Beteiligte. Und die Geschehnisse in der Baronie Walfor, aus der Tomeija und Liothan stammen, nehmen zu viel Raum ein. So ist vor allem das Ende überladen, eröffnet zugleich aber viel Raum für Fortsetzungen. Denn noch so einige Stadtbezirke von Wedora warten darauf, erkundet zu werden, und das Rätsel um den Herrscher der Metropole in seinem Turm bleibt vorläufig ebenfalls ungelöst. Update Mai 2017: Im August wird „Wedora – Schatten und Tod“ erscheinen.
„Wedora – Staub und Blut“ von Markus Heitz ist bei Knaur erschienen. Die Klappenbroschur-Ausgabe geht über 608 Seiten und kostet 16,99 Euro, das E-Book 14,99 Euro.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen! Ich hoffe der zweite Band lässt nicht all zu lange auf sich warten. 🙂
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