Ju Honisch bekam gleich für ihren Debütroman „Das Obsidianherz“ 2009 den Deutschen Phantastik Preis. Mittlerweile hat sie sechs Romane und verschiedene Kurzgeschichten veröffentlicht. Ihr Roman „Seelenspalter“ wird Anfang März 2017 bei Knaur erscheinen. Neuigkeiten über die Bücher der in Hessen lebenden Autorin, geplante Projekte und Lesungen gibt es in den sozialen Netzwerken sowie dem Blog von Ju Honisch.
1. Was ist Ihre Lieblingszeit zum Schreiben?
Ich würde am liebsten vormittags und nachmittags schreiben. Leider gibt es da ein „Life intervenes“-Phänomen, ich habe einen Brotjob, da ich – wie die meisten meiner schreibenden Kolleginnen – nicht vom Schreiben allein leben kann. Die Frage ist also nicht so sehr, wann ich gerne schreibe, sondern wann ich überhaupt Zeit zum Schreiben finde. Im Moment gestaltet sich mein Tag so: sehr früh aufstehen, 40 Minuten am Manuskript arbeiten, zur Arbeit fahren, einen langen Tag lang Sitzungen planen und Fachübersetzungen machen, Einkaufen fahren oder zur Physiotherapie oder Sport oder was sonst noch so ist, Abendbrot machen, mit Gatten reden, zurück zum Manuskript bis 23:30 Uhr. Dann tot umfallen.
2. Welches ist Ihr Lieblingsgetränk während des Schreibens?
Manchmal habe ich eine Tasse Tee da stehen. Meistens aber nur Mineralwasser. Das mit Sprudel, nicht das tote.
3. Auf welcher Sitzgelegenheit sitzend schreiben Sie am liebsten?
Schreibtischstuhl. Ein eher kleiner Schreibtischstuhl, denn die derzeit modernen Pseudo-Chefsessel aus Pseudo-Leder für Pseudo-Macher finde ich albern. Außerdem passen sie nicht in mein sehr winziges Kämmerlein. Mein Schreibtischstuhl ist jetzt zwei Wochen alt. Wir haben uns schon so richtig angefreundet.
4. Worin besteht die größte Versuchung, um während der Arbeit abgelenkt zu werden?
Essen. Leider gibt es da eine unheimlich Verbindung zwischen dem Kreativitätszentrum und dem inneren Schweinehund. Wenn mir gerade wenig einfällt, suggeriert der verräterische Schweinehund mir, es wäre dringend Zeit, eine Essenspause zu machen, danach würde dann alles besser. Ich wünschte, die physischen Trigger wären anders. Zum Beispiel fände ich es gut, wenn der innere Schweinehund mir bei einer Kreativitätspause nahelegen würde, einmal um den Block zu laufen oder mich 15 Minuten auf das Trainingsrad zu setzen. Das wäre vernünftig. Aber wer kann schon „vernünftig“? Ich nicht so.
5. Wie viele Wörter schreiben Sie am Tag?
Mal mehr, mal weniger. Da bei mir ja nur morgens, abends und am Wochenende Zeit ist, bin ich da durchaus unterschiedlich kreativ. Besonders gerne schreibe ich übrigens in Zügen. Wenn man da eingepfercht sitzt, bleibt einem gar nichts anderes übrig, als zu schreiben. Im Moment schreibe ich gerade zu wenig. Das muss sich ändern.
6. Drucken Sie Texte noch zum Korrekturlesen aus?
Ich nehme es mir vor, aber meistens mache ich es nicht mehr. Früher immer. Dafür lese ich fertige Manuskripte beim nochmal Durchschauen laut, denn dabei fällt einem Einiges auf: fehlende Worte, Dopplungen, umständliche Formulierungen.
7. Wer darf eine neue Geschichte zuerst lesen?
Mein Freundin Jela, die die beste Beta-Leserin aller Zeiten ist. Was sie über Orthographie und Grammatik nicht weiß, das gibt es nicht. Und sie hat ein sehr gutes Gefühl für Abläufe. Ein Hoch auf Jela! Auch gerne zwei oder drei! Manchmal denke ich, es wäre schön, vielleicht noch eine zweite Betaleserin zu haben oder einen Betaleser. Aber wem will man schon eine so undankbare Arbeit aufdrücken?
8. Welchen Platz bekommen die eigenen Bücher zu Hause?
Platz? Was war das noch? Ein Beleg ist immer im Regal, obgleich Regalplatz in meinem Arbeitszimmer eher knapp ist. Daraus resultieren auch die Pappkartons, in denen manche meiner Bücher leben, wie Clochards an der Seine.
9. Kann man als professioneller Schreiber noch mit Vergnügen das Werk anderer Autoren lesen?
Natürlich! Ich liebe es, herauszufinden, was andere Autoren so schreiben. Ich habe Lieblingsautoren, von denen ich sehr viel lese. Ich versuche, nach und nach alle deutschen Autoren– buchtechnisch – wenigstens einmal in der Hand gehabt zu haben, um eine Idee zu bekommen, was sie so machen.
10. Welchen magischen Trick würden Sie gern selbst beherrschen?
Kreativität einschalten mit einer Handbewegung – das wäre schön. Noch nötiger wäre der Trick mit dem planvollen Vorgehen. Ich hätte gerne die magische Fähigkeit, alle Ideen zu einem Buch kurz nacheinander zu haben und in eine sinnvolle, dezidierte Planung einzubringen. Leider kommen mir die besten Ideen beim Schreiben selbst, und manchmal werfen die meine grobe Planung komplett durcheinander. Sehr schön wäre auch, einmal so richtig zu Geld zu kommen, damit ich den Brotjob an den Nagel hängen und mich nur noch dem Schreiben widmen könnte. Auch dafür hat die Magie bislang nicht gereicht.
11. Wie viel Internet darf es am Tag sein?
Es sollte viel weniger sein … (Ich blicke gerade mal verschämt zur Seite und widme mich der nächsten Frage.)
12. Brauchen Autoren Haustiere?
Wir haben keine Haustiere. Das einzige Tier, das wir gerne hätten, wäre eine Katze. Aber alle unsere Freunde sind allergisch. Deshalb keine Katze. Mein Mann wird Bär genannt. Wir haben noch mehr Bären. Es sind aber eher Regalbären mit sehr sedentären Eigenschaften. Das, was sie am besten können, ist Staub auf sich zu sammeln. Wir sind uns jedoch sicher, dass sie es sind, die nachts heimlich alles unordentlich machen. Manchmal, wenn sie des Morgens wieder harmlos auf ihren Regalen sitzen, sieht man beinahe ihr spöttisches Grinsen.
Weitere Teile der Serie „Einblicke“:
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