Einblicke von Bernd Perplies – der etwas andere Werkstattbericht

Bernd Perplies gewann 2015 mit „Imperium der Drachen – Das Blut des Schwarzen Löwen“ den Deutschen Phantastik Preis für den besten deutschsprachigen Roman. Der Fantasy-Autor und Übersetzer gehört zu den Autoren der Perry-Rhodan-Reihe und veröffentlicht auch unter dem Pseudonym Wes Andrews. Während er seine Leser gern in fremde Welten entführt, lebt er selbst am liebsten im Rhein-Main-Gebiet und kann sowohl Mainz als auch Wiesbaden viel abgewinnen, schreibt Bernd Perplies auf seiner Website.

1. Was ist Ihre Lieblingszeit zum Schreiben?

Ich schreibe eigentlich immer, wenn sich die Zeit dazu ergibt. Erfahrungsgemäß finde ich eher in den Abendstunden die nötige Ruhe dazu. Aber auch tagsüber kann ich mich nicht zurücklehnen, schließlich lebe ich von meinen Büchern.

Bernd Perplies Fotos: privat

2. Welches ist Ihr Lieblingsgetränk während des Schreibens?

Meist trinke ich schlicht stilles Wasser. Kaffee oder Cola in den nötigen Mengen wären alles andere als gesund. Und würde ich ganz bohème-mäßig Wein oder Whiskey zu mir nehmen, wäre ich längst zum Alkoholiker geworden.

3. Auf welcher Sitzgelegenheit sitzend schreiben Sie am liebsten?

Am liebsten würde ich auf dem perfekten Bürostuhl sitzen. Die Realität sieht leider so aus, dass es den nicht gibt. Ich habe im Laufe der Jahre zig Stühle in allen Preisklassen getestet. Nach ein paar Stunden kommen sie alle an ihre Grenzen. Ich sollte den Sitz meines neuen Autos herausschrauben. Der ist echt noch die bequemste Sitzgelegenheit, die mir seit Langem untergekommen ist.

4. Worin besteht die größte Versuchung, um während der Arbeit abgelenkt zu werden?

Alle meine Vorgänge schrieben als Antwort: „Internet“. Warum sollte es bei mir anders sein? 🙂 Tatsächlich ist der Grad zwischen „zielgerichteter Social-Media-Nutzung zum Zweck des Leserkontaktes“ und „Prokrastinieren“ verdammt schmal.

5. Wie viele Wörter schreiben Sie am Tag?

Ich zähle nicht in Wörtern, sondern in Zeichen. Mein Optimalpensum an gewöhnlichen Arbeitstagen liegt bei rund 20.000 Zeichen (meist ein Kapitel in meinen Büchern). Nicht selten liegt das Ergebnis allerdings darunter, an sehr guten Tagen klappt auch mal mehr. 10.000 Zeichen sollten es aber in jedem Fall sein, wenn ich den Tag nicht als „verloren“ abhaken will.

6. Drucken Sie Texte noch zum Korrekturlesen aus?

Nein, ich korrigiere am Bildschirm. Ausgedruckt lese ich die Texte nur noch einmal, wenn mir die Druckfahnen zur Prüfung vom Verlag zugeschickt werden. Das mag zugegeben nicht optimal sein, denn auf dem Papier bemerkt man nach wie vor manche Unstimmigkeit besser als am PC, aber ich greife einfach gerne dann auch direkt in den Text ein, statt mir nur Notizen mit Rotstift am Rand zu machen.

7. Wer darf eine neue Geschichte zuerst lesen?

Meine Frau, wenn sie Lust hat, und der jeweilige Lektor. Früher hatte ich auch mal mehr oder weniger regelmäßige Testleser, aber mittlerweile unterteilt sich mein Freundeskreis in zwei Gruppen: Autoren, die schlicht keine Zeit haben, anderer Leute Manuskripte mit Blick auf mögliche Mängel durchzusehen, und entschiedene Gelegenheitsleser, die lieber ein Buch in den Händen halten als eine Loseblatt-Sammlung.

8. Welchen Platz bekommen die eigenen Bücher zu Hause?

Sie stehen in einem mittlerweile vollen Regalbrett in einem großen Regal zwischen vielen anderen Büchern. Das sieht ungefähr so aus wie auf dem Foto.

Bücherregal von Bernd Perplies

Bücherregal von Bernd Perplies

9. Kann man als professioneller Schreiber noch mit Vergnügen das Werk anderer Autoren lesen?

Aber natürlich. Ich kann Schreiben und Lesen erstaunlich gut trennen. Ich versuche auch nicht, anderer Leute Bücher zu analysieren und im Kopf besser zu machen. Im Freizeitmodus halte ich es wie die meisten anderen Konsumenten auch: Entweder ein Werk gefällt mir oder nicht. Ob das dann am Stil, an der Figurenzeichnung oder dem dramatischen Aufbau liegt, darüber mache ich mir wenig Gedanken.

10. Welchen magischen Trick würden Sie gern selbst beherrschen?

Ganz klar: Teleportation! An und für sich reise ich gerne – vor allem Fernstrecken mit der Bahn, das entspannt irgendwie –, aber es wäre in vielen Alltagsmomenten unglaublich praktisch und zeitsparend, wenn man direkt mit einem Gedanken – zack! – an seinen Zielort gelangen könnte.

11. Wie viel Internet darf es am Tag sein?

Im Bestfall: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Denn machen wir uns nichts vor: Einerseits verdanke ich dem Internet als Autor enorm viel. Ich habe eine Menge wichtiger Kontakte über das Internet geknüpft. Ich erreiche meine Leser primär via Facebook. Ich verkaufe die meisten Bücher bei Amazon und vergleichbaren Online-Händlern. Ein Großteil meiner Recherchen findet im Netz statt. Andererseits ist das Internet – siehe oben – auch eine Zeitfalle. Passt man nicht höllisch auf, hat man am Ende eines Tages Dutzende Emails verfasst, Werbung auf diversen Social-Media-Plattformen betrieben, sein Blog gefüttert und interessante Artikel gelesen – aber es steht kaum ein Wort mehr im Manuskript.

12. Brauchen Autoren Haustiere?

Eigentlich sollte man als Autor ohne Freunde, ohne Familie und ohne Tiere leben. Der einsame Poet sein, der in seiner Dachkammer hockt. Dann gibt es nichts, worum man sich kümmern muss. Dann kann sich ganz dem Schreiben widmen. Aber mal ernsthaft: Wer will so ein Einsiedlerleben führen? Wir sind ja auch soziale Wesen! Und die brauchen Umgang mit anderen Wesen – und sei es die fast schon zum Klischee gewordene Katze, die um den eigenen Schreibtisch streift. Bei uns gibt es übrigens keine Katze, ich habe eine Katzenhaar-Allergie. Dafür pfeift ein kleiner Vogelschwarm im Nachbarzimmer herum, der allerdings meiner Frau gehört.

Weitere Teile der Serie „Einblicke“:

Blut aus Silber von Alex Marshall – eine Rezension

Alex Marshall: Blut aus Silber

Alex Marshall: Blut aus Silber

Als ein Regiment des Scharlachroten Imperiums in das Dorf von Zosia kommt, weiß die ehemalige Anführerin der Kobaltblauen Kompanie, dass es mit ihrem beschaulichen Landleben vorbei ist. Doch sie ahnt nicht, wie blutig es werden wird. Und wer hinter dem Massaker steckt, das die Soldaten anrichten, meint sie nur zu wissen. Das hindert sie aber nicht daran, einen Rachefeldzug zu beginnen und sich dafür unter ihren ehemaligen Offizieren nach Verbündeten umzusehen.

Doch so glatt, wie die Rachegeschichte sich zunächst abzeichnet, ist sie glücklicherweise nicht. Alex Marshall hat sich für „Blut aus Silber“ großzügig aus dem reichen Schatz der Motive der modernen Helden-Fantasy bedient. Das Buch strotzt vor intertextuellen Verweisen und Anspielungen auf bekannte Werke, etwa wenn es darum geht wie Rache serviert werden soll – hier erkennen Leser von Joe Abercrombie gleich die Anspielung auf „Best Served Cold“ (Racheklingen). Da es sich nicht um High-Fantasy handelt, stehen Aufbau und Beschreibung der Fantasy-Welt nicht im Vordergrund. Deutlich wird aber, dass diese aus einem fünfzackigen Stern besteht, es Tore gibt, durch die Menschen und Teufel reisen können und dass es eine Verbindung zur Welt der Teufel gibt.

Schwache Figuren bei Alex Marshall

Die Handlung wird aus der Perspektive von mehreren Figuren geschildert. Neben Zosia sind das ihr ehemaliger Schurke Maroto, sein Neffe Griesgram, die Kriegernonne Portolés, die junge Ji-hyeon und Oberst Hjortt (Sohn und Vater). Bei aller Vielfalt der Figuren – die größte Schwäche des Buches ist wohl, dass es schwerfällt, eine Verbindung zu den handelnden Personen zu knüpfen. Sie sind nur selten sympathisch, sodass man ihnen als Leser ihre menschlichen Schwächen nicht verzeiht. Wenn eine Figur für sich einnimmt, ist es wohl Maroto, da er mit seinem Trupp Adeliger auch für den Großteil der komischen Szenen verantwortlich ist. Seine fehlenden Fähigkeiten zu reflektieren und Dinge zu durchdenken, nehmen seiner Figur jedoch die Tiefe. Und die Figur der Zosia steht für das Problem, dass starke Frauenfiguren nicht dadurch entstehen, dass man weibliche Abziehbilder männlicher Helden oder Anti-Helden kreiert.

An der Diskussion, welcher Autor sich hinter dem Pseudonym Alex Marshall verbirgt, können deutsche Leser, die nicht im Original lesen, kaum mitreden. Zumindest fällt es schwerer, den Stil zu vergleichen, wenn man sich an Übersetzungen orientiert und es wahrscheinlich ist, dass andere Werke des Autors von einem anderen Übersetzer ins Deutsche übertragen wurden. Wer dennoch mitraten möchte, kann sich an verschiedenen Stellen über den Stand der Diskussion informieren.

Aus Blut aus Silber wird eine Trilogie

Die mit „Blut aus Silber“ begonnene Geschichte ist von Alex Marshall als Trilogie angelegt. Der Titel von Band 2 lautet im Original „A Blade of Black Steel“ und wird voraussichtlich im Mai 2016 erscheinen. Darin dürfte sich die Handlung erweitern und von der ursprünglichen Rachegeschichte weggehen. Dass Marshall die Fähigkeiten mitbringt, eine etwas komplexere Geschichte zu erzählen, darf jedoch bezweifelt werden – zu simpel fallen die Lösungen im insgesamt ordentlichen ersten Band aus.

„Blut aus Silber“ von Alex Marshall ist bei Piper erschienen. Die broschierte Taschenbuchausgabe geht über 864 Seiten und kostet 19,99 Euro, das E-Book 15,99 Euro. Die Übersetzung stammt von Andreas Decker.