Die Mondflut hat begonnen, die Leviathanbrücke ist aus den Fluten aufgetaucht und der dritte Kreuzzug hat begonnen. Noch bevor jedoch die gegnerischen Armeen aufeinandertreffen, sind wichtige Weichen gestellt worden: Der Ordo Costruo ist Opfer einer Intrige geworden, hinter der zum einen Gurvon Gyle und die Rondelmarer stehen, zum anderen aber Magier aus Urte, in deren Reihen sich Seelentrinker befinden. Damit ändert sich der Konflikt grundlegend, was nicht ohne Folgen für den Verlauf des Kreuzzugs und die Zukunft der beiden Kontinente bleiben dürfte. Und es wird immer wichtiger, wer die Skytale in die Hände bekommt, mit der Menschen die Gnosis erhalten können.
Figuren in „Die Brücke der Gezeiten 3“
Auch wenn die großen Schlachten noch bevorstehen – die rondelmarischen Legionen marschieren erst über die Leviathanbrücke –, bieten die Vorbereitungen darauf auf beiden Seiten bereits viel Raum für Konflikte. Auch die beschriebene Welt weiß zu gefallen – die kulturelle Vielfalt, die sozialen Gegensätze und die Einbeziehung der Wirtschaft wirken sehr durchdacht. Der größte Kritikpunkt ist hier, dass sich David Hair ziemlich eng an reale Vorbilder hält, etwa aus Indien, Italien und der römischen Geschichte.
Jede Geschichte steht und fällt jedoch mit ihren Figuren: Sind sie überzeugend und faszinierend, folgt man ihnen gern, leidet mit ihnen und identifiziert sich vielleicht sogar ein wenig mit ihnen. Das fällt bei „Die Brücke der Gezeiten“ schwer. Band 1 beginnt nach dem Prolog mit einem Kapitel aus Sicht von Gurvon Gyle. Dieser Meisterspion wird so eingeführt, dass er sympathisch herüberkommt. Man unterstellt ihm gute Absichten. Bis zur „Die Brücke der Gezeiten 3“ hat sich das Bild von ihm gewandelt. Auch wenn plötzlich wieder mehr Kapitel aus seiner Sicht erzählt werden, hat er die Sympathien bereits verloren und erlangt sie auch nicht zurück.
Vielfältiges Setting von David Hair
So geht es auch mit anderen Figuren. Selbst Elena, als Kämpferin vorgestellt, die die Seiten wechselt, weil sie an etwas glauben und ihr wichtige Menschen beschützen möchte, wird zu jemandem, der nur noch Rache will. Die ganz große Begeisterung für „Die scharlachrote Armee“ bleibt daher leider aus, auch wenn die Grundidee und das vielfältige Setting reizvoll sind.
Da ein Originalband in der deutschen Übersetzung auf zwei Bände geteilt wird, ist klar, dass „Die scharlachrote Armee“ eine Fortsetzung haben wird. „Die Brücke der Gezeiten 4 – Die Waffen der Wahrheit“ ist bereits angekündigt und soll Mitte Oktober auf den Markt kommen. Ab dann wird die Reihe von David Hair allerdings zum Blanvalet-Programm gehören und nicht mehr zu Penhaligon.
„Die Brücke der Gezeiten 3 – Die scharlachrote Armee“ von David Hair ist bei Penhaligon erschienen. Die Klappenbroschur-Ausgabe geht über 512 Seiten (mit Anhang) und kostet 15 Euro. Die Übersetzung stammt von Michael Pfingstl.