Am Ende des Friedens steht der Anfang des Krieges. Doch da so mancher Krieg schon verloren wurde, bevor die Kampfhandlungen begonnen haben, geht es in „Die Brücke der Gezeiten 2“ von David Hair vor allem darum, die Ausgangsposition zu verbessern. Denn ein halbes Jahr vor der Mondflut, die die Leviathanbrücke freilegt und damit eine Landverbindung zwischen Yuros und Antiopia schafft, kämpft das Kaiserreich um einen Brückenkopf. Denn nur, wenn sie das Königreich Javon kontrollieren, hat der Kreuzzug Aussicht auf Erfolg.
Handlungsstränge in „Die Brücke der Gezeiten“
Aus Band 1 – „Die Brücke der Gezeiten – Ein Sturm zieht auf“ – wissen die Leser, dass die Magierin Elena die Pläne des rondelmarischen Hofes vereitelt hat. Doch jetzt bekommt sie es mit ihrem ehemaligen Vorgesetzten und Liebhaber Gurvon Gyle persönlich zu tun. Und da dieser nichts zu verlieren hat, ist er kaum zu besiegen. Für den weiteren Verlauf der Fantasy-Reihe „Die Brücke der Gezeiten“ dürfte aber mindestens ebenso entscheidend sein, wie sich die Ereignisse in Hebusal entwickeln. Denn dorthin hat Antonin Meiros, Erbauer der Brücke und einer der mächtigsten Magier, seine junge Frau Ramita gebracht. Deren Geliebter Kazim folgt ihr jedoch, um sie zu befreien. Auf Yuros geht der gescheiterte Magierschüler Alaron Merser derweil weiter der Geschichte der Revolte in Noros nach – und macht erstaunliche Entdeckungen.
Diese drei Handlungsstränge ziehen sich durch „Die Brücke der Gezeiten 2“. Ohne inhaltlich zu viel zu verraten, lässt sich sagen, dass sie alle drei an Punkte gebracht werden, die deutlich mehr Neugier auf die Fortsetzung wecken, als es am Ende von Band 1 der Fall war. Hier macht sich bemerkbar, dass aus einem englischen Originalband in der Übersetzung zwei Bücher wurden. Es bleibt dabei, dass die Figuren und Wendungen um Elena sowie Ramita und Kazim besser gelungen sind als Alaron und die Ereignisse in Noros.
Am Ende des Friedens
Da allen Identifikationsfiguren mehr mächtige Feinde gegenüberstehen als mächtige Verbündete an ihrer Seite stehen, müssen sie viel Mut beweisen und bekommen die Chance sich zu entwickeln. Durch die ersten beiden Bände verfolgt man als Leser gern diese Entwicklung. Bereits das nächste Buch der Reihe dürfte zeigen, wohin der Prozess geht und ob die Veränderungen der Figuren sie den Lesern auch entfremden können. Dann, wenn der Frieden zu Ende ist und der Kampf zwischen den Kulturen offen ausbricht.
In Großbritannien ist der nächste Band bereits erschienen, die US-Version kommt im September heraus. „Scarlet Tides“ (wörtlich: Scharlachrote Gezeiten) wird zeigen, wie sich der Kreuzzug über die Leviathanbrücke entwickelt. Ein Termin für die deutsche Übersetzung ist noch nicht bekannt. Bleibt es beim bisherigen Zyklus, dürfte eine Veröffentlichung im Frühjahr 2015 erfolgen.
„Die Brücke der Gezeiten – Am Ende des Friedens“ von David Hair ist bei Penhaligon erschienen. Die broschierte Taschenbuchausgabe hat – mit 30-seitigem Anhang und kurzer Zusammenfassung von Band 1 – 544 Seiten und kostet 15 Euro. Die Übersetzung stammt von Michael Pfingstl.