Der Heckenritter von Westeros – Das Urteil der Sieben von George R.R. Martin

George R.R. Martin: Der Heckenritter von Westeros

George R.R. Martin: Der Heckenritter von Westeros

George R.R. Martin dominiert mit dem „Lied von Eis und Feuer“ seit Monaten die Bestsellerlisten. Um die Zeit bis zum Erscheinen des nächsten Bandes zu überbrücken, greifen die Leser zu „Der Heckritter von Westeros“. Beim größten deutschen Online-Buchhändler katapultierten die Vorbestellungen das Buch bereits knapp vier Monate vor Erscheinen in die Top 100 – pünktlich zur Auslieferung liegt es auf Platz 2 und die E-Book-Ausgabe auf Platz 4.

Drei Geschichten über den Heckenritter von Westeros

Dabei bietet „Der Heckenritter von Westeros – Das Urteil der Sieben“ kaum frische Ware. Von den drei Geschichten, die der Verlag Penhaligon hier zusammengefasst hat, sind zwei bereits in der Übersetzung erschienen: „Der Heckenritter“ 1999 bei Heyne und „Das verschworene Schwert“ 2005 bei Piper. Lediglich bei „Der geheimnisvolle Ritter“ handelt es sich um eine deutsche Erstausgabe. Da aber der Heckenritter in allen drei Geschichten der Protagonist ist, ist die Zusammenstellung sinnvoll – auch dürfte die Erstveröffentlichung vielen Lesern entgangen sein.

„Der Heckenritter von Westeros“ setzt rund ein Jahrhundert vor der Handlung von „Das Lied von Eis und Feuer“ ein. Die drei Novellen nun aber als Vorgeschichte zum großen Epos zu bezeichnen, ist unsinnig. Denn auch wenn es spannend ist, zu beobachten, in welcher Konstellation die großen Familien von Westeros hier aufeinandertreffen und welche Bedeutung die alten sieben Königreiche haben – die Geschichten haben nicht (und können auch nicht) die Tiefe der Romane. Die politische Großwetterlage spielt zwar eine Rolle, ist jedoch längst nicht so komplex. George R.R. Martin zeigt einmal mehr seine Vorliebe für das Haus Targaryen: Wohl in keiner anderen Familie liegen Genie und Wahnsinn so nah beieinander, gibt es so viele Prinzen mit dem Potenzial zum guten Herrscher und zum Tyrannen.

George R.R. Martin füllt Wissenslücken

Dennoch vergisst George R.R. Martin auch in den drei Geschichten nicht das Schicksal des einfachen Volkes (vor allem in der ersten und zweiten Erzählung), repräsentiert vom Heckenritter Dunk. Auch spielt er gekonnt mit dem romantisierten Ritterbild und der brutalen Realität des Ritterdaseins, geprägt mehr vom Kampf ums Überleben und finanziellen Sorgen als von Liebe und Ehre.

Den Abenteuern von Dunk und seinem Knappen zu folgen, ist unerhaltsam und auch möglich, wenn man nicht alle Bände von George R.R. Martins epischem Werk gelesen hat. Große Spannung kommt allerdings nicht auf und auch die Überraschungen, die zu den wichtigsten Merkmalen von Martins Reihe gehören, bleiben aus. Das mag daran liegen, dass Dunk zwar liebenswerte Züge hat, aber man mit ihm – anders als mit Tyrion und Jon Schnee – nicht mitleidet.

„Der Heckenritter von Westeros – Das Urteil der Sieben“ von George R.R. Martin ist bei Penhaligon erschienen. Die broschierte Taschenbuchausgabe hat 416 Seiten und kostet 15 Euro. Die Übersetzungen stammen von Joachim Körber und Andreas Helweg (der hinter der Neu-Übersetzung vom „Lied von Eis und Feuer“ steckt).

Maja Winter: Die Säulen der Macht – eine Rezension

Maja Winter: Die Säulen der Macht

Maja Winter: Die Säulen der Macht

Alle vier Säulen beeinflussen den Brennenden Baum, das Wesen, durch das das Königreich lebt. Lange schien der Baum verdorrt zu sein, doch haben die Mönche die Suche nach einem Kandidaten nicht aufgegeben, der den Baum zu neuem Leben erwecken könnte. Ausgerechnet Prinz Tahan, ein narzistischer Egoist, bringt alle Voraussetzungen mit. Um ihn zu läutern, verfluchen ihn die Mönche zu einem Dasein als namenloser Verteidiger des Königreichs.

Die Säulen der Macht – märchenhafte Fantasy

„Die Säulen der Macht“ von Maja Winter enthält viele Elemente eines Märchens: Prinz Tahan wird verflucht, die Wiederbelebung eines Baumes kann die Menschheit retten und die Läuterung (Erziehung) des Helden steht im Mittelpunkt. Doch anders als im Märchen sind die Charaktere nicht alle kategorisierbar. Vor allem die junge Jalimey ist ambivalent angelegt und dank ihrer inneren Zerrissenheit wohl der interessanteste Charakter des Fantasy-Romans. Die Hauptfigur ist hingegen manchmal nur schwer zu ertragen – jeglicher Anflug von Mitleid mit dem verfluchten Prinzen, verschwindet, wenn Tahan wieder nur egoistisch handelt. Lediglich das Schicksal seines verkrüppelten Bruders scheint für ihn Bedeutung zu haben.

Und so bleibt auch nach der Lektüre ein ambivalenter Eindruck haften. Zum einen bleiben schöne Ideen in Erinnerung wie die der Glasgeschöpfe und überzeugt der Roman sprachlich, zum anderen wirken einige Ideen unausgegoren, gehen die Kampf- und Schlachtszenen weit an wirklichen Kämpfen vorbei und fehlt einfach ein Sympathieträger oder eine Figur, mit der sich Leser identifizieren können.

Maja Winter ist ein Pseudonym 

Hinter dem Pseudonym Maja Winter verbirgt sich die Autorin Lena Klassen. Nach dem Erfolg ihrer Magyria-Romane um Hanna und den Vampir Mattim entschied sich die 1971 in Moskau geborene Schriftstellerin, für ihr folgendes Fantasy-Debüt bei Blanvalet – die Drachenjägerin-Trilogie –, den Namen zu wechseln. Bei anderen Verlagen hat sie bereits Jugendbücher, Liebesromane und Detektivgeschichten veröffentlicht.

„Die Säulen der Macht“ von Maja Winter ist bei Blanvalet erschienen. Die Taschenbuchausgabe umfasst 576 Seiten und kostet 9,99 Euro. Die Rezension basiert auf der E-Book-Ausgabe, die 8,99 Euro kostet.