Fantasy-Neuerscheinungen im Juli 2013: Die Karte der Illusionisten

Royce Buckingham: Die Karte der Welt

Royce Buckingham: Die Karte der Welt

Bei manchen fremdsprachigen Autoren müssen die deutschen Leser lange auf eine Übersetzung warten. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Übersetzung vor dem Original erscheint. Bei „Die Karte der Welt“ von Royce Buckingham ist dies der Fall. Seit seinem Debüt „Dämliche Dämonen“ – erschienen im ersten Programm von Penhaligon – hat Buckingham einen guten Ruf hierzulande. Auch wenn sich die anderen Bücher von ihm nicht so gut wie der erste verkauften, waren sie erfolgreich genug, dass „Die Karte der Welt“ nun Mittel Juli erscheint, ohne dass ein amerikanischer Verlag die Rechte erworben hätte. Das Setting ist traditionell, anders als in der Dämonen-Trilogie, spielt die Handlung nicht in der realen Welt, sondern ist in einer mittelalterlichen Welt angesiedelt. Der Protagonist ist aber erneut ein junger Mann: der Schweinehirt Wex. Das dürfte eine Homage an Taran sein, dessen Geschichte mittlerweile ein Klassiker geworden ist. Wex sucht jedoch keinen Zauberkessel, sondern wird in ein Abenteuer hinein gezogen, weil er gut zeichnen kann. Was er nicht weiß: Die von ihm gezeichneten Karten haben Macht.

Glenda Larke: Brennender Wind

Glenda Larke: Brennender Wind

Ebenfalls Mitte Juli erscheint bei Blanvalet ein Fantasy-Roman von Glenda Larke. Mit „Brennender Wind“ schließt die Australierin ihre Trilogie „Der Bund der Illusionisten“ ab. Im Mittelpunkt steht Arrant, der Sohn von Ligea, der nach Niderschlagung der Revolte in Tyr in das Land seiner Vorväter reist. In Kardiastan soll er sein Schwert erhalten. Doch auch die Illusionisten warten auf ihn, brauchen sie seine Fähigkeiten doch zum Überleben. Arrant muss lernen, seine Macht zu kontrollieren. Knapp 700 Seiten ist auch der dritte Teil des „Bundes der Illusionisten“ dick, eine Geschichte, die vom Einfühlungsvermögen der Autorin in ihre Figuren lebt.

Robert Corvus: Knecht

Robert Corvus: Knecht

Mitte Juli erscheint ebenfalls neue deutsche Fantasy. Von Robert Corvus stammt „Knecht – Die Schattenherren„. Dabei handelt es sich um den zweiten Teil einer High-Fantasy-Trilogie, die der in Köln lebende Autor bei Piper veröffentlicht. Die Handlung setzt ein halbes Jahrhundert nach der von „Feind“, dem ersten Teil“ ein. General Bren Stonner, Knecht der Schattenherren, wird ausgesandt, Lisanne zu seinem Herren zu bringen. Für Bren eine Chance auf Unsterblichkeit – so er denn überlebt. Denn durch seine Mission wird er in die Intrigen der Schattenherren hinein gezogen. Der Fantasy-Roman erstreckt sich über 400 Seiten. Beim Abschlussband wird es ähnlich sein. Er ist bereits für Januar 2014 angekündigt.

Deutscher Phantastik Preis 2013: Hauptrunde ohne Markus Heitz

Die Hauptrunde zum Deutschen Phantastik Preis 2013 ist gestartet – bis zum 28. Juli können Freunde der phantastischen Literatur ihre Favoriten wählen. Und die Sensation in diesem Jahr: Rekordchampion Markus Heitz ist dieses Jahr nicht nominiert, obwohl der dritte Albae-Teil (Dunkle Pfade) alle Kriterien erfüllt hätte. Allenfalls könnte Mahet noch den Ehrenpreis bekommen, den die Redaktion zuletzt 1999 vergab. Doch da dieser den betreffenden Autor unterstützen soll und Heitz diese Hilfe nicht benötigt, scheint er für jemanden Anderes vorgesehen zu sein.

Hauptrunde zum Deutschen Phantastik Preis 2013

Beim besten deutschsprachigen Roman fällt zudem auf, dass die großen Verlage kaum präsent sind. Aileen P. Roberts mit „Der Feenturm“ hält für Goldamnn die Fahne hoch, ansonsten sind Jennifer Benkau für „Dark Canopy“ (Script5), Jens Schumacher: für „Frozen – Tod im Eis“ (Loewe), Andreas Suchanek für „Heliosphere 2265 – Das dunkle Fragment/Zwischen den Welten“ (Greenlight Press) sowie Judith & Christian Vogt mit „Die zerbrochene Puppe“ (Feder & Schwert) nominiert.

Für das beste deutschsprachige Debüt dürfen sich Pia Biundo („Alle Zeit der Welt“), Horus W. Odenthal („Ninragon 1 – Die standhafte Feste“), Sabrina Qunaj („Elfenmagie“), Greta Zicari („Dämonenschicksal“) sowie T. S. Orgel („Orks vs. Zwerge“) Chancen auf den Publikumspreis ausrechnen. Bei Tom und Stephan Orgel zeigt es sich, dass schlechte Titel kein Hindernis für eine Nominierung sind, wenn denn der Inhalt stimmt.

Patrick Rothfuss gegen George R.R. Martin beim DPP 2013

Beim besten internationalen Roman kommt es zum Duell zwischen Patrick Rothfuss und George R.R. Martin. Letzterer geht gleich mit beiden deutschen Ausgaben von „A Dance With Dragons“ ins Rennen – Rothfuss darf hingegen vom Splitting profitieren, da der zweite deutsche Teil von „Die Furcht des Weisen“ Anfang 2012 erschien. Sollten sich die beiden Fantasy-Größen genügend Stimmen abjagen, könnte der Preis auch an Jasper Fforde („Wo ist Thursday Next?“), Ian McDonald („Cyberabad“) oder John Scalzi („Redshirts“) gehen.

Bei der besten Serie bekommt Seriengewinner Perry Rhodan dieses Mal Konkurrenz vom Schwarzen Auge, Heliosphere 2265, Ninragon (konnte als Indie-Reihe rasch mit drei Teilen auf den Markt) und von Maddrax, wozu jüngst der Jubiläumsband 350 erschien. Der Verzicht auf eine Vorschlagsliste von Seiten der Redaktion mag dazu geführt haben, dass sich das Feld dieses Jahr so verändert hat. Odenthal ist jedenfalls ein Gewinner dieser Neuerung und scheint gut die Leser und Fans motivieren zu können.

Der Preis für die beste Internetseite wird zwischen Phantastik-Couch, Bibliuotheka Phantastike, Geisterspiegel als alten Bekannten und den Newcomern Fantasy-Fans und Fantasy-News entschieden. Hier alle weiteren Nominierten für den Deutschen Phantastik Preis 2013:

Beste deutschsprachige Kurzgeschichte:

  • Stefanie Altmeyer: “Das Fest der Waldschrate” (Die Köche: Speisekammer des Schlemmens)
  • Frank Lauenroth: “K’tarr!” (2012 – T minus null)
  • Ollivia Moore: “Elwetritsche im Speckhemdchen” (Verborgene Wesen 2)
  • Bernd Perplies: “Der Automat” (Erinnerungen an Morgen)
  • Miriam Schäfer: “Die Yuki’hiyaku und das Licht” (Geheimnisvolle Wesen – sie kommen)
  • Barbara Wegener: “The Time After” (Schockstarre #5)

Beste Original-Anthologie/Kurzgeschichten-Sammlung:

  • Ulrich Burger [Hg]: Die Köche – Die Speisekammer des Schlemmens
  • Peter Hellinger [Hg]: Wenn das die Grimms wüssten
  • Carolin Gmyrek [Hg]: Geheimnisvolle Bibliotheken
  • Ruggero Leò [Hg]: Große Geschichten vom kleinen Volk
  • Vampire Cocktail – Geschichten aus der Vampirwelt

Bestes Sekundärwerk:

  • Andrea Bottlinger & Christian Humberg: Sorge dich nicht, beame!
  • Geek! (Panini Comics)
  • Alex Jahnke & Marcus Rauchfuß: Steampunk – kurz & geek
  • Christian Hoffmann: Phantastische Literatur aus Afrika
  • Nautilus – Abenteuer und Phantastik

Bester Grafiker:

  • Arndt Drechsler
  • Mark Freier
  • Timo Kümmel
  • Adriaan Prent
  • Dirk Schulz
  • Crossvalley Smith

Die Abstimmung läuft noch bis zum 28. Juli, die Anmeldung läuft über eine E-Mailadresse und einen Bestätigungscode.

Glenda Larke: Der Bund der Illusionisten – Trügerisches Licht

Glenda Larke: Trügerisches Licht

Glenda Larke: Trügerisches Licht

Mit „Trügerisches Licht“ setzt Glenda Larke ihre Trilogie um den „Bund der Illusionisten“ fort: Um ihr Volk, ihre Heimat und ihren Geleibten zu schützen, hat Ligea Kardistan verlassen und sich zurück nach Tyr begeben. Am Imperium, in dem sie aufgewachsen ist, schätzt sie noch immer die Kultur. Doch vor allem ihr Hass auf Herrscher Bator Korbus und Rathrox, Kopf der Bruderschaft, treiben sie an. Ihr Plan: die Sklaven befreien und die Rebellion in Vasasllenstaaten des Imperiums schüren.

Neuer Protagonist für den „Bund der Illusionisten“

Mit dem Imperium von Tyr schuf Glenda Larke ihre eigene Version des Römischen Reiches. Bei all seinen kulturellen Errungenschaften war dieses auf dem Rücken von Sklaven aufgebaut. In Tyr soll diese Sklaverei nun abgeschafft werden. Womit Ligea das System ersetzen will, offenbart Larke ihren Lesern aber nur häppchenweise und geht dabei kaum in die Tiefe. Ihr kommt es in „Trügerisches Licht“ mehr auf die Beziehungen der Hauptfiguren zueinander an. Neben Ligea, aus deren Perspektive die Handlung zu Beginn geschildert wird, tritt ihr Sohn Arrant. Da dieser am Anfang des Fantasy-Romans noch nicht geboren ist, muss der Aufstand von Ligea und ihren Mitstreitern Jahre andauern, damit Arrant auch eine wichtige Rolle spielen kann. Das führt dazu, dass die ganze Rebellion unrealistisch verläuft und ihr Ablauf konstruiert wirkt.

Leider gelingt es Larke auch nicht so gut, die Perspektive eines kleinen Jungen einzunehmen wie es ihr mit Ligea, einer starken Frau und Mutter gelingt. Da Leser vor allem aus dem Blickwinkel von Arrant etwas über Ligea erfahren und der Sohn zur Mutter auf Distanz geht, entfernt man sich auch als Leser emotional von der großartigen Protagonistin aus „Flüsternder Sand„. „Trügerisches Licht“ wird dagegen  an einigen Stellen leider etwas zäh.

Auf „Trügerisches Licht folgt „Brennender Wind“

Warum sich Glenda Larke so stark auf Arrant konzentriert, ergibt beim Blick auf die Fortsetzung Sinn. „Der Bund der Illusionisten – Brennender Wind“ erscheint im Juli und handelt von Arrants Reise nach Kardiastan. Dort wird er nicht nur seinen Vater wiedersehen, sondern auch in den Kampf der Illusion mit der Verheerung verwickelt werden. Denn diese – vergleichbar mit dem „Nichts“ in der „Unendlichen Geschichte – wird immer mehr zu einer großen Bedrohung.

„Der Bund der Illusionisten – Trügerisches Licht“ von Glenda Larke ist bei Blanavalet erschienen. Die Taschenbuch-Ausgabe umfasst 672 Seiten und kostet 11,99 Euro. Die Übersetzung stammt von Susanne Gerold.

Neue Fantasy-Bücher im Juni 2013: Die Säulen des roten Kriegers

Maja Winter: Die Säulen der Macht

Maja Winter: Die Säulen der Macht

Bei Blanvalet herrscht derzeit Lena-Klassen-Zeit: Nach dem dritten Teil von Magyria als Taschenbuch kommt im Juni mit „Die Säulen der Macht“ frische Ware heraus. Dieses Fantasy-Buch erscheint jedoch unter Klassens Pseudonym Maja Winter. Unter diesem Namen veröffentlichte sie bereits die Drachenjägerin-Trilogie. „Die Säulen der Macht“ dreht sich um Intrigen unter Prinzen, die Macht eines Bauernmädchens und einen uralten Fluch. Der Roman erscheint Mitte des Monats als Taschenbuch und E-Book bei Blanvalet.

Miles Cameron: Der Rote Krieger

Miles Cameron: Der Rote Krieger

Mehr als doppelt so viele Seiten wie Maja Winters Werk enthält das Debüt von Miles Cameron, laut Verlagswerbung gar „das bedeutendste Fantasy-Debüt des Jahres“. „Der Rote Krieger“ ist breit angelegt und sicher ambitioniert. Ob das Buch aber über die knapp 1200 Seiten die Spannung halten kann, muss sich bei der Lektüre erweisen. Die Handlung dreht sich in erster Linie um den Roten Krieger, der mit seiner kleinen Streitmacht aus Söldnern zunächst nur den Auftrag übernimmt, eine Äbtissin und ihre Nonnen zu schützen. Doch schon bald muss der rote Ritter (klingt besser als Krieger, entspricht einer wörtlichen Übersetzung, wurde aber dennoch nicht gewählt) erkennen, dass es um mehr geht. Das Königreich Alba steht vor einem Krieg. Und dieser dürfte sich hinziehen, denn Cameron plant fünf Bücher über den Aufstieg des Roten Kriegers. Die bei Heyne erscheinende Übersetzung stammt von Michael Siefener, der bereits die Bücher von Brandon Sanderson ins Deutsche übertrug.

Ben Aaronovitch: Ein Wispern unter Baker Street

Ben Aaronovitch: Ein Wispern unter Baker Street

Mehr um das Vergnügen als um die Spannung geht es in „Ein Wispern unter Baker Street“ von Ben Aaronovitch. Der dritte Teil der bei dtv erscheinenden Serie um den magisch begabten Polizisten Peter Grant dreht sich um den Mord an einem amerikanischen Studenten, dessen Leiche in einem Tunnel der Londoner Underground gefunden wird. Und da Übernatürliches eine Rolle zu spielen scheint, wird Peter Grant in die Ermittlungen involviert. Aaronovitch geht es aber weniger um die Mördersuche als darum, seine Beobachtungen der Welt satirisch zu schildern. Und so fehlen weder Nazi-Anspielungen, noch Seitenhiebe auf fundamentale Christen in den USA oder die moderne Technik, die so abhängig von Mobilfunktelefonen macht – lustig bis anstrengend.