Romantic Thrill oder Kitsch mit Cop

Darf man einem Verlag das Label Fantasy-Verlag entziehen? Bei Egmont-Lyx stellte sich diese Frage von Beginn an. 2007 gegründet, stand von Anfang an vor allem Romantacy im Programm, doch gab es immerhin Ansätze, auch etwas anspruchsvollere Fantasy zu verlegen. Ein Beispiel dafür ist Jacqueline Carey mit ihrer „Elegie an die Nacht“. Doch die muskelbepackten Werwölfe und die verführerrischen Vampire blieben unter dem pervertierten Label Urban Fantasy in der Mehrheit.

Jetzt har Lyx eine neue Richtung eingeschlagen. Mit „Romantic Thrill“ sollen die Vampire und Gestaltwandler durch Polizisten und Feuerwehrmänner ersetzt werden. Da das nicht so gut klingt, sind es natürlich Cops und Firefighter, die starke Frauen schwach werden lassen. Wenn man sich so die Cover anschaut, scheinen zum Teil einfach die Tattoos auf den muskelbepackten Oberkörpern ausgetauscht worden zu sein.

Am Ende ist das neue selbsternannte Subgenre nur ein Beleg für die These von Thomas Plischke, nach der Vampirschlampenromane die modernen Liebesromane sind – warum sollten nicht auch Krimi und Thriller Opfer dieses Phänomens werden. Besonders dann, wenn Uniformen schon auf so manche Frau ihre Wirkung hatten (die Copschlampe gibt es wohl schon länger als die Vampirschlampe). Bei manchen Büchern müsste nicht einmal der Titel geändert werden: „Der Tanzlehrer“ von Henning Mankell bekommt als Romantic Thrill plötzlich einen ganz neuen Klang …

Das Flüstern der Nacht schwillt an

Cover von "Das Flüstern der Nacht"

Peter V. Brett: Das Flüstern der Nacht

Lange haben die deutschen Leser von Peter V. Brett auf die Fortsetzung seiner Dämonen-Fantasy-Reihe gewartet. Doch bei 600 Seiten im Original war zu erwarten, dass der zunächst angegebene Veröffentlichungstermin April 2010 für „Das Flüstern der Nacht“ kaum zu halten sein würde. Daher kam die Verzögerung nicht überraschend. Inzwischen ist die deutsche Fassung aber in den Buchläden.

Mehr als 1000 Seiten dick ist „Das Flüstern der Nacht“ (The Desert Spear). Peter Brett scheint also noch ein wenig epischer geworden zu sein, schließlich erreichte „Das Lied der Dunkelheit“ bereits die Marke von 800 Seiten. Doch genug zur Länge.

Das Flüstern der Nacht startet in der heißen Wüste

Brett beginnt die Handlung in Krasia, der Wüstenstadt, in der Arlen den Speer verlor, der Dämonen töten kann, und in der er sich zuvor als Ausländer Anerkennung erworben hatte. Wie gern Brett die Stadt mag, zeigte sich bereits in „Der große Basar“.  In Kraisia begnügt man sich nicht mehr damit, in der Nacht die Dämonen im Labyrinth zu jagen. Vom Süden der Welt aus, sollen alle Menschen von der Bedrohung der Dämonen gerettet werden. Im Norden sieht man die Entwicklung jedoch mit Skepsis und fürchtet um die politische Unabhängigkeit.  Und auch die Dämonen geben den Kampf nicht verloren. An Stelle der Baum-, Wind- und Felsendämonen treten mächtige Fürsten aus der Unterwelt gegen die Menschen an.

Ob das Warten sich gelohnt hat, können die deutschen Leser herausfinden, wenn sie bereits sind für das bei Heyne erschienene Buch 16 Euro auszugeben.