In der Fantasyszene wird gerade heiß diskutiert, ob Fantasy-Autoren auch selbst Fantasy-Bücher lesen sollten. Der Kanadier Steven Erikson („Spiel der Götter“) zeigte sich erstaunt, dass andere Schriftsteller sich nicht die Mühe machten, die Veröffentlichungen ihrer Kollegen zu studieren. Er selbst nannte namentlich Richard Morgan und Joe Abercrombie („Kriegsklingen“, „Feuerklingen“). Auch der deutsche Fantasy-Star Markus Heitz fühlt sich von Kollegen nicht so inspiriert und hat keine literarischen Vorbilder, wie er in Interviews äußert.
Abercrombie reagierte auf den Vorwurf. Er schildert in seinem eigenen Blog, dass er früher durchaus sehr viel Fantasy gelesen habe, auch wenn ihm einiges davon nicht so gut gefallen hat (dort gibt es auch einige Links, die den Streit wiedergeben). Vor Veröffentlichung seiner Romane habe er sich auf dem Markt umgesehen, sein aber außer bei Martins „Lied von Eis und Feuer“ nicht so wirklich begeistert gewesen. Seit Veröffentlichung seiner eigenen Bücher habe er keine andere Fantasy mehr gelesen. Für Fans sicher eine zunächst abschreckende Vorstellung.
Interessant ist aber Abercrombies Begründung: Er will sich nicht von anderen beeinflussen lassen. Für neue Bücher will er nicht bewusst oder unbewusst auf Ideen von Kollegen zurückgreifen. Außerdem möchte er sich nicht modisch schreiben, sondern seinem eigenen Stil folgen.
Auch wenn das marketingtschnisch sicherlich dumm ist, so liegt Abercrombie richtig. Ein Autor muss nicht unbedingt Fan seiner Kollegen sein, viel Zeit mit dem Lesen der Bücher anderer verbringen. Als Leser ist mir wichtiger, dass er schreibt und mit seinen Buchprojekten voran kommt. Allerdings sollte er vor dem Schreiben des ersten Fantasybuches schon ein paar Fantasy-Bücher gelesen haben, um zumindest einen groben EIndruck vom Genre zu bekommen. Für mich muss ein Autor nicht Fan des Genres sein. Doch sollte er Ahnung haben, wovon er schreibt.
Viel wichtiger ist das Talent des Autors. Wenn er nicht schreiben kann (und das können gerade im Bereich der Heldenfantasy so einige nicht), sollte er es besser lassen. Schlecht geschriebene Bücher schaden dem Genre viel eher als Autoren, die selbst weder Fan ihres Metiers sind, noch die Bücher ihrer Kollegen lesen.